Krieg gegen die Ukraine Russland zieht sich von Schlangeninsel zurück
Ende Februar eroberten russische Truppen die strategisch wichtige Schlangeninsel - nun ziehen sie sich von ihr zurück. Moskau spricht von einer "Geste des guten Willens". Die Ukraine meldet hingegen, die Insel angegriffen zu haben.
Russische Truppen ziehen sich von der zuvor eroberten Schlangeninsel im Schwarzen Meer zurück. Das Verteidigungsministerium in Moskau bezeichnete den Schritt als "Geste des guten Willens". Damit wolle Russland zeigen, dass es den Export von Getreide und landwirtschaftlichen Produkten aus der Ukraine nicht behindere, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.
Die Ukraine hatte zuvor einen Angriff auf die Insel gemeldet. Dabei sei ein Kurzstrecken-Flugabwehrsystem des Typs Panzir-S1 zerstört worden, teilte das Kommando Süd bei Facebook mit. "Kaboom! Keine russischen Truppen mehr auf der Schlangeninsel. Unsere Streitkräfte haben einen großartigen Job gemacht", schrieb der ukrainische Präsidialamtschef Andrij Jermak auf Twitter. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Insel zu Beginn des Krieges erobert
Die Insel südlich der ukrainischen Hafenstadt Odessa gilt als strategisch wichtig. Nach dem russischen Einmarsch Ende Februar war sie von der russischen Marine bereits am zweiten Kriegstag erobert worden. Die ukrainischen Streitkräfte hatten seitdem mehrfach Attacken mit Kampfdrohnen und Flugzeugen geflogen und den Kreuzer "Moskwa" ("Moskau") mit Raketen versenkt.
Russland wird vorgeworfen, ukrainische Häfen zu blockieren und so den Export von Getreide zu behindern. In einigen Gegenden auf der Welt droht deshalb eine weitere Zuspitzung der Hungerkrise.
Andauernde Kämpfe um Lyssytschansk
Unterdessen halten im Osten der Ukraine nach Angaben aus Kiew die schweren Kämpfe um die strategisch wichtige Stadt Lyssytschansk an. Der Feind versuche, mit Unterstützung der Artillerie die Stadt zu blockieren, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit. Angriffe gebe es rund um die Ölraffinerie der Stadt: "Die Kämpfe gehen weiter", so der Generalstab.
Der Vertreter der Luhansker Separatisten in Moskau, Rodion Miroschnik, schrieb bei Telegram, das Gebiet rund um das Werk sei unter eigener Kontrolle. Das Militär in Kiew beschuldigte Russland, auch zivile Infrastruktur unter Beschuss genommen zu haben.
Russische Truppen stehen bereits am Stadtrand
Nach Angaben der Separatisten ziehen sich regierungstreue Truppen in nordwestliche Richtung zurück. Im Gebiet Luhansk kontrollieren ukrainische Truppen nur noch Lyssytschansk. Allerdings seien russische Soldaten bereits bis an den Stadtrand vorgedrungen. Gekämpft werde an den Siedlungen westlich der Großstadt, erklärte der Generalstab. Zudem versuchten russische Truppen weiterhin, eine wichtige Straße zwischen Lyssytschansk und der weiter westlich gelegenen Stadt Bachmut zu kontrollieren.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Laut ukrainischem Militär gab es Angriffe nordöstlich von Bachmut. Weiter südlich sei es ukrainischen Truppen gelungen, die russische Offensive zu stoppen. Den Besatzern seien "erhebliche Verluste" zugefügt worden. Nähere Angaben wurden nicht gemacht. Kämpfe gab es demnach auch im Gebiet Donezk im Osten. Rund um die Stadt Charkiw im Nordosten verteidige der "Feind zuvor besetzte Stellungen".
Selenskyj: "Lage im Osten sehr schwierig"
Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Lage im Osten des Landes als sehr schwierig. "Wir unternehmen alles, um unser Militär mit modernen Artilleriesystemen auszustatten und den Besatzern angemessen zu antworten", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Der bisherige Druck auf Russland reiche nicht aus. Selenskyj verwies darauf, dass allein am Mittwoch zehn russische Raketen auf die ukrainische Stadt Mikolajiw abgefeuert worden seien. "Und alle waren auf zivile Ziele gerichtet."
Russlands Präsident Putin betonte mehr als vier Monate nach Beginn des Angriffskrieges erneut, die Kampfhandlungen liefen planmäßig: "Die Arbeit läuft ruhig, rhythmisch, die Truppen bewegen sich und erreichen die Linien, die ihnen als Etappenziele vorgegeben wurden", sagte er vor Journalistinnen und Journalisten in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat. "Alles läuft nach Plan", betonte der Kreml-Chef.