Selenskyj zur Lage in Bachmut "Es ist eine Tragödie"
Haben die russischen Truppen Bachmut vollständig eingenommen? Der ukrainische Präsident Selenskyj bestreitet das und erklärt, die Stadt sei fast vollständig zerstört. Russland hatte zuvor die Einnahme vermeldet.
Die seit Monaten umkämpfte ukrainische Stadt Bachmut ist nach russischen Angaben unter ihrer Kontrolle. Stimmt das? Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bestreitet das. Bei einem bilateralen Treffen mit US-Präsident Joe Biden am Rande des G7-Gipfels in Hiroshima fragte ein Reporter Selenskyj, ob die Stadt im Osten der Ukraine noch in ukrainischer Hand sei. Der Journalist ergänzte und schob nach, die Russen hätten gesagt, dass sie Bachmut eingenommen hätten. Der ukrainische Präsident antwortete mit den Worten: "Ich denke nicht."
Anschließend stellte ein Sprecher des Präsidenten klar, dass die Stadt nicht in russischer Hand sei. "Die Russen sagen, dass sie Bachmut eingenommen haben", schrieb Selenskyj-Sprecher Serhij Nykyforow auf Facebook: "Antwort des Präsidenten: Ich denke nein." Auf diese Weise habe der Präsident die Eroberung von Bachmut durch die russischen Truppen bestritten, fügte der Sprecher hinzu. Auch der Generalstab in Kiew schrieb in seinem morgendlichen Lagebericht: "Der Kampf um die Stadt Bachmut geht weiter."
"Nur in unseren Herzen"
Bei seinem Treffen mit Biden betonte Selenskyj, dass die Stadt fast vollständig zerstört sei. Es gebe dort keine Gebäude mehr "und eine Menge toter Russen". Er sagte weiter: "Es ist eine Tragödie." Aber heute sei Bachmut "nur in unseren Herzen". Den ukrainischen Soldaten dort dankte er für ihren Einsatz.
Putin gratuliert russischen Truppen
Russland hatte zuvor den Kampf um die monatelang umkämpfte Stadt für entschieden erklärt und die vollständige Einnahme verkündet. Staatliche Nachrichtenagenturen in Russland zitierten den Pressedienst des Kremls mit den Worten, Präsident Wladimir Putin habe den Wagner-Truppen und den beteiligten Soldaten zum Abschluss der Operation in Bachmut gratuliert. Die Soldaten hätten die notwendige Unterstützung für die Wagner-Kräfte geliefert und ihnen Flankenschutz gegeben.
Heftige Kämpfe seit Monaten
Der russische Angriff wurde angeführt von Wagner-Söldnern. Sowohl Russland als auch die Ukraine dürften im Kampf um Bachmut Tausende Soldaten verloren haben, offizielle Zahlen hat bisher keine der beiden Seiten vorgelegt.
Bachmut mit einst mehr als 70.000 Einwohnern ist der Hauptteil der nach der russischen Eroberung von Sjewjerodonezk und Lyssytschansk etablierten Verteidigungslinie im Donezker Gebiet. Experten gehen davon aus, dass der Fall Bachmuts zwar ein Dämpfer für die Ukraine bedeutet, aber kein kriegsentscheidendes Ereignis darstellt. Die russischen Truppen müssten noch viele weitere, teils schwer befestigte Städte einnehmen, um ganz Donezk unter ihre Kontrolle zu bringen.