Krieg gegen die Ukraine Erneut Angriffe auf Odessa
Es war eine unruhige Nacht in der Ukraine: Es gab erneute Angriffe auf die Hafenstadt Odessa und Explosionen in Kiew. Unterdessen werden auf der Krim 2000 Menschen wegen eines Brands auf einem Militärgelände evakuiert.
Russland hat ukrainischen Angaben zufolge in der Nacht erneut die südukrainische Region Odessa angegriffen. Es habe einen "massiven Angriff" gegeben, erklärte der örtliche Gouverneur Oleg Kiper im Onlinedienst Telegram. Das ukrainische Infrastrukturministerium teilte mit, es seien Getreideterminals und Anlagen in den Häfen Odessa und Tschornomorsk beschädigt worden.
In Moskau bestätigte das Verteidigungsministerium die neuen Angriffe auf Odessa von Flugzeugen und Kriegsschiffen aus. Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow behauptete allerdings, es seien im Bereich der Stadt Objekte der Militärindustrie, Treibstoffanlagen und Munitionsdepots unter Beschuss genommen worden.
Seit dem Auslaufen des Getreideabkommens am späten Montagabend war es die zweite Nacht in Folge mit Angriffen auf Odessa.
Wie die ukrainische Luftwaffe meldete, seien 37 von 63 feindlichen Objekten zerstört worden, darunter 23 im Iran hergestellte Drohnen vom Typ Schahed und 14 Marschflugkörper. Ziel der Angriffe seien Infrastruktur und militärische Einrichtungen gewesen. Bereits in der Nacht zum Dienstag hatte Russland die Region am Schwarzen Meer mit Luftangriffen überzogen.
Der Bürgermeister der Stadt, Hennadij Truchanow, sprach auf Facebook von einer der schrecklichsten Nächte für die Stadt. Seit Beginn des Krieges könne man sich nicht an "solch ein Ausmaß an Angriffen" erinnern, schreibt er weiter. Es seien Wohngebäude beschädigt worden, nach ersten Angaben habe es aber keine Todesopfer gegeben.
Getreideterminals als Ziel der Angriffe?
Der politische Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Mychajlo Podoljak, schrieb auf Twitter, Russland habe absichtlich Getreideterminals im Hafen angegriffen, um die Ukraine an der Getreideausfuhr zu hindern. "Die massiven Angriffe von heute verdeutlichen die russische Haltung gegenüber der Ernährungssicherheit, den afrikanischen Staaten, der UN und der Aussicht auf eine globale Hungerkatastrophe", so der Berater.
Der Hafen der Stadt setzt ukrainischen Angaben zufolge seine Arbeit auch während der Angriffe fort. Russland versuche, "die ganze Welt in Angst und Schrecken zu versetzen, vor allem diejenigen, die für den Getreidekorridor arbeiten wollen ... die Ukraine, die Türkei und die Vereinten Nationen", sagte auch Serhij Bratschuk, Sprecher der Militärverwaltung von Odessa, auf Telegram. "Aber ich denke, dass alle normalen, vernünftigen Menschen auf uns schauen werden und sagen: Odessa hatte keine Angst, hat keine Angst und wird keine Angst haben - wir werden arbeiten."
Explosionen in Kiew
Am Montag war das von Russland nicht verlängerte Getreideabkommen ausgelaufen. Die Übereinkunft ermöglichte es der Ukraine, trotz des Krieges über das Schwarze Meer Getreide zu exportieren. Selenskyj hatte angekündigt, auch ohne Sicherheitsgarantien Getreide auf dem Seeweg ausführen zu wollen - davor warnte jedoch Russland.
Auch in etlichen weiteren Gebieten der Ukraine gab es in der Nacht Luftalarm. Der Bürgermeister der Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, schrieb auf Telegram: "In Kiew sind Explosionen zu hören. Die Luftabwehr ist aktiv."
Brand auf Militärgelände auf der Krim
Nach einem Brand auf einem Militärgelände auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim müssen 2000 Menschen aus der näheren Umgebung evakuiert werden. Betroffen seien die Einwohner von vier Ortschaften, teilt der örtliche Gouverneur Sergej Axjonow per Telegram mit. Wegen des Feuers sei die Autobahn Tawrida gesperrt worden. Ukrainische Medien berichteten, es habe Explosionen in einem Munitionsdepot auf dem Gelände gegeben.
In einer früheren Version der Meldung hieß es, dass die Ukraine die Ereignisse in dem russischen Munitionsdepot als Erfolg bezeichnet habe und dies der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, auf Telegram so erklärt habe. Quelle dafür war eine Meldung der Nachrichtenagentur AFP, die diese Meldung später zurückzog, nachdem ukrainische Behörden klargestellt hatten, dass die angeblichen Äußerungen Budanows über einen nicht-offiziellen Telegram-Account verbreitet wurden und falsch sind. Die Meldung wurde daher entsprechend korrigiert.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen