Rettungs- und Rettungskräfte räumen die Trümmer des zerstörten Gebäudes des Ohmatdyt Kinderkrankenhauses nach einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew.

Viele Tote in der Ukraine Weltweites Entsetzen nach Angriffen auf Kiew

Stand: 09.07.2024 10:55 Uhr

Die schweren Angriffe auf die Ukraine sind international scharf verurteilt worden. US-Präsident Biden versprach eine Stärkung der Flugabwehr. Der UN-Sicherheitsrat kommt zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

Die Raketenangriffe auf dicht besiedelte Gebiete der Ukraine sowie ein Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt Kiew haben international großes Entsetzen ausgelöst. US-Präsident sprach von einer "schrecklichen Erinnerung an die Brutalität Russlands".

Die Regierung in Washington und die NATO-Verbündeten würden in dieser Woche neue Maßnahmen zur Stärkung der Flugabwehr der Ukraine ankündigen. In Washington kommen die NATO-Staaten ab heute zu einem Gipfeltreffen zusammen.

Nach schweren russischen Angriffen auf die Ukraine beginnt Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats

Philipp Wundersee, WDR, tagesschau, 09.07.2024 14:00 Uhr

UN: Klinik behandelte krebskranke Kinder

UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete die Raketenangriffe als "besonders schockierend", wie sein Sprecher Stéphane Dujarric erklärte. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sagte, in dem Krankenhaus seien Kinder wegen Krebs behandelt worden. "Unter den Opfern waren die am schlimmsten erkrankten Kinder der Ukraine", sagte er. Ein UN-Team habe kurz nach dem Angriff gesehen, wie Krebstherapien in Parks und auf Straßen fortgesetzt wurden. "Das ist abscheulich", sagte Türk. Diese Angriffe müssten sofort aufhören. Er forderte diese "unverzüglich, gründlich und unabhängig" zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Der UN-Weltsicherheitsrat will sich in einer Dringlichkeitssitzung mit den Angriffen befassen. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen soll am Nachmittag (MESZ) in New York zusammenkommen. Frankreich und Ecuador hatten die Dringlichkeitssitzung beantragt. Da Russland im Sicherheitsrat Veto-Recht hat, ist keine einstimmige Verurteilung des Vorgehens der russischen Streitkräfte zu erwarten.

Strack-Zimmermann: "Putin zeigt erneut seine Grausamkeit"

Entsetzt zeigte sich auch die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. "Mit dem brutalen Angriff auf eine Kinderklinik zeigt Putin uns erneut seine Grausamkeit", sagte sie. "Wer immer noch behauptet, Putin wolle verhandeln, ist erschreckend realitätsfern und grenzenlos naiv." Niemand, der Augen habe, könne sich jetzt noch dem Liefern von "Taurus"-Marschflugkörpern in das angegriffene Land widersetzen. Bundeskanzler Olaf Scholz lehnte dies bisher unter anderem mit der Begründung ab, Deutschland dürfe nicht in den Krieg hineingezogen werden. 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte gestern nach dem Angriff angekündigt, dass Deutschland jederzeit kranke Kinder in Not aufnehme. "Der nächste Rettungsflug startet schon am Mittwoch", schrieb Lauterbach auf der Plattform X. "Putin hat durch gezielten Angriff auf Kinderkrankenhaus erneut gezeigt: er ist ein Kriegsverbrecher."

Russland weist Schuld von sich

Russland bestreitet, für den Angriff verantwortlich zu sein. Das Kinderkrankenhaus in Kiew sei von der ukrainischen Flugabwehr getroffen worden, nicht von russischen Raketen, sagte der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow. Einen Beweis dafür legte er allerdings nicht vor. "Ich bestehe darauf, dass wir keine Angriffe auf zivile Ziele vornehmen", sagte Peskow.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Suche nach Opfern dauert an

In der ukrainischen Hauptstadt dauerten unterdessen die Bergungsarbeiten an der beschädigten Kinderklinik an. Hunderte Anwohner halfen den Feuerwehrleuten bei der Suche nach weiteren Opfern und beim Räumen der Trümmer.

Die Raketenangriffe auf Kiew und Dnipro am Montag waren die schwersten seit Monaten. Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj starben landesweit insgesamt 38 Menschen, darunter vier Kinder. 190 seien demnach verletzt worden.

Martin Ganslmeier, ARD New York, tagesschau, 09.07.2024 05:42 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 09. Juli 2024 um 04:42 Uhr.