Tschechien Tote und Verletzte bei Zugunglück
Beim Zusammenprall eines Personenzuges mit einem Güterzug sind in Tschechien vier Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 20 Fahrgäste wurden verletzt. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist noch unklar.
In Tschechien sind mehrere Menschen bei einem Zugunglück in der Stadt Pardubice ums Leben gekommen. Auf der Strecke von Prag in das slowakische Kosice war ein mit zahlreichen Fahrgästen besetzter Schnellzug in einen entgegenkommenden Güterzug gekracht.
Der tschechische Innenminister Vit Rakusan sprach von vier Todesopfern infolge des Unglücks. 27 Menschen wurden den Angaben zufolge im Krankenhaus behandelt, von denen fünf mittelschwer und die übrigen leicht verletzt wurden. Ein Abgleich mit den Passagierlisten ergab, dass niemand mehr vermisst werde. Bei den Toten handelte es sich nach Angaben der Agentur CTK um zwei Frauen aus der Ukraine und zwei aus der Slowakei.
Waggon entgleist durch Aufprall
Der Zusammenstoß ereignete sich etwa eine Stunde, nachdem der nächtliche Schnellzug des privaten Bahnunternehmens Regiojet mit mehr als 350 Fahrgästen von Prag gestartet war. Im etwa 100 Kilometer entfernten Pardubice stießen die Lokomotiven des Personen- und Güterzugs frontal zusammen. Einer der Waggons des Personenzugs, der sich direkt hinter der Lokomotive befand, entgleiste und wurde schwer beschädigt.
An den Bergungs- und Rettungsarbeiten am Unglücksort waren zahlreiche Rettungskräfte sowie Feuerwehrleute, Sanitäter und Ärzte beteiligt. Auch zwei Rettungshubschrauber waren im Einsatz.
Tschechiens Regierungschef Petr Fiala drückte den Angehörigen der Opfer beim Kurznachrichtendienst X sein Beileid aus. "Die Kollision der beiden Züge in Pardubice ist ein großes Unglück. Wir denken alle an die Opfer und Verletzten", schrieb er.
Offenbar Haltesignal überfahren
Warum es zu dem Zusammenprall der beiden Züge kam, ist noch unklar. Offen ist auch, ob der Güterzug zum Zeitpunkt der Kollision stand oder fuhr. Der Güterzug hatte nach Angaben der Feuerwehr die ätzende Chemikalie Calciumcarbid geladen, die mit Wasser entzündliche Gase bildet. "Zum Glück waren die ersten beiden Wagen leer, sodass es nicht zu einem Austritt des gefährlichen Stoffes kam", teilte Feuerwehrsprecherin Vendula Horakova mit.
Laut Verkehrsminister Martin Kupka habe der Führer des Personenzuges nach ersten Erkenntnissen ein Haltesignal überfahren. "Ob es sich um einen technischen Defekt, einen menschlichen Fehler oder eine Kombination beider Faktoren handelte, ist Gegenstand detaillierter Untersuchungen", teilte Kupka auf der Plattform X mit. Es sei noch zu früh, daraus konkrete Schlüsse zu ziehen. Die beiden Lokführer überlebten den Unfall. Die Polizei nahm Ermittlungen wegen fahrlässiger Gefährdung der Allgemeinheit auf.
Der Streckenabschnitt war gerade erst für fast 300 Millionen Euro erneuert worden - einschließlich neuer Signaltechnik. Auf der vielbefahrenen West-Ost-Achse kam es stundenlang zu Zugausfällen und Verspätungen, betroffen waren unter anderem mehrere Verbindungen zwischen Prag und Wien.
Immer wieder Zugunglücke in Tschechien
In Tschechien kommt es immer mal wieder zu schweren Eisenbahnunfällen. Im August 2021 stieß ein Expresszug auf der eingleisigen Strecke zwischen Pilsen (Plzen) und dem bayerischen Furth im Wald frontal mit einem Personenzug zusammen - drei Menschen kamen ums Leben, darunter die beiden Lokführer.
Im Juli 2020 starben zwei Menschen beim Frontalzusammenstoß zweier Züge auf der Strecke von Karlovy Vary (Karlsbad) nach Johanngeorgenstadt in Sachsen. Die Bahninfrastruktur in dem EU-Mitgliedstaat ist nach Ansicht von Experten stark überholungsbedürftig.