Tschechien Tote nach schwerer Zugkollision
Bei einem schweren Zugunglück im Südwesten Tschechiens sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Dutzende Menschen sind verletzt. Einer der Züge kam aus München, darin saßen 20 Passagiere.
In Tschechien ist ein aus München kommender Expresszug mit einem Personenzug zusammengestoßen. Drei Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben, wie die Polizei bestätigte. Darunter seien die beiden Lokführer, beide tschechische Staatsangehörige, sowie eine Frau aus dem Regionaltriebwagen. Zehn Menschen seien mit schweren bis lebensgefährlichen Verletzungen in tschechische Krankenhäuser gebracht worden, sagte eine Sprecherin des Rettungsdienstes. Mehr als 30 Personen erlitten leichtere Verletzungen wie Schürfwunden und Prellungen.
20 Fahrgäste in Zug aus München
Der Zug aus München wird auf dem deutschen Abschnitt von dem privaten Anbieter Länderbahn (alex) betrieben. Wie das Unternehmen mitteilte, war dieser am Morgen auf der Strecke zwischen München und Prag unterwegs gewesen. Darin saßen nach Angaben eines Unternehmenssprechers rund 20 Fahrgäste. Mit dem Grenzübertritt habe die tschechische Eisenbahn (ceske drahy) die Verantwortung für den Zug übernommen.
Auch aus Deutschland kam medizinische Hilfe. Vier Deutsche wurden zur weiteren Behandlung nach Bayern gebracht. Der tschechische Verkehrsminister Karel Havlicek eilte an die Unglücksstelle. "Die Situation ist ernst", sagte er. Er lobte die Reaktion der Rettungskräfte, die schnell mit Dutzenden Helfern und vier Rettungshubschraubern vor Ort gewesen seien.
Expresszug missachtete offenbar Haltesignal
Nach ersten Erkenntnissen habe der Expresszug München-Prag zunächst ein Langsamfahrt- und dann ein Haltesignal missachtet, erläuterte Havlicek. Er sei dann auf der eingleisigen Strecke mit dem entgegenkommenden Triebwagenzug kollidiert. Der sogenannte Regioshark war auf dem Weg von der Industriestadt Pilsen (Plzen) nach Domazlice an der deutschen Grenze.
Die tschechische Eisenbahninspektion hat Ermittlungen aufgenommen, die Monate in Anspruch nehmen dürften. Viele der Fahrgäste standen unter Schock und mussten psychologisch betreut werden. Sie kamen vorübergehend in einem Gemeindehaus unter, bevor ihre Weiterreise organisiert werden konnte.
Sicherheitstechnik veraltet
Auf tschechischen Eisenbahnstrecken kommt es immer wieder zu Unfällen. Die Sicherheitstechnik gilt vielerorts als veraltet. Die Regierung hat ein Modernisierungsprogramm auf den Weg gebracht. Erst vor einem Jahr waren im Erzgebirge nahe der deutschen Grenze zwei Züge frontal zusammengestoßen. Dabei waren zwei Menschen gestorben, darunter ein Deutscher.
Die Regierung in Prag hatte daraufhin ein Modernisierungsprogramm für die Signaltechnik angekündigt. Das moderne europäische Zugsicherungssystem ETCS ist bisher erst auf rund 200 Kilometern des Streckennetzes installiert. Bis 2025 soll es zumindest auf allen Hauptkorridorstrecken vorhanden sein.
Der Sachschaden geht nach ersten Schätzungen in die Millionen. Die Strecke muss voraussichtlich längere Zeit gesperrt bleiben. Seit Jahren wird über einen Ausbau der Bahnverbindung zwischen München und Prag gesprochen. Derzeit beträgt die Fahrzeit zwischen den beiden Städten, die nur knapp 300 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt sind, noch fast sechs Stunden.
Das Zugunglück ereignete sich im Südwesten Tschechiens.