Gaza-Aussagen von Thunberg und FFF "Als Vorbild für die Jugend disqualifiziert"
Greta Thunberg und "Fridays for Future International" müssen sich wegen Solidaritätsbekundungen mit Gaza und teils antisemitischen Aussagen heftiger Kritik stellen. Damit geraten die deutschen FFF-Aktivisten immer mehr unter Druck.
Die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg hat in den Sozialen Netzwerken erneut Solidarität mit den Palästinensern in Gaza bekundet und damit Kritik geerntet.
Die 20-Jährige postete auf der Plattform X sowie auf Instagram ein Foto, das sie inmitten von Mitstreitern vor dem schwedischen Parlament mit einem Plakat mit der Aufschrift "Gerechtigkeit für Palästina" in den Händen zeigt. Auch andere Teilnehmer der Kundgebung hielten Solidaritätsbekundungen mit Palästina in die Höhe.
Wie bereits bei einem ähnlichen Post in der vergangenen Woche musste Thunberg heftige Kritik einstecken. Ihr wird Einseitigkeit sowie Antisemitismus vorgeworfen, da die Schwedin zuvor die 1.400 israelischen Todesopfer des Großangriffs der Hamas sowie die in den Gazastreifen verschleppte Geiseln unerwähnt ließ. Später ergänzte sie: "Es versteht sich von selbst - dachte ich zumindest - dass ich gegen die schrecklichen Angriffe der Hamas bin."
Das von Greta Thunberg in den Sozialen Netzwerken verbreitete Foto mit der Solidaritätsbekundung mit Gaza.
FFF spricht von "Genozid" und "Apartheidsstaat"
Kritik gibt es aber nicht nur an der schwedischen Klimaaktivistin, sondern auch an der von ihr gegründeten Bewegung "Fridays for Future". Diese hatte auf dem Instagram-Account von einem "Genozid" an den Palästinensern sowie dem "Apartheidsstaat" Israel gesprochen und ein "sofortiges Ende der Besatzung" gefordert. Zudem hatte die Organisation westliche Medien der Falschinformation und Lüge bezichtigt.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein sprach der Bewegung daraufhin ihre Vorbildfunktion für die Jugend ab. Die jüngsten Äußerungen aus dem Kreis Thunbergs seien "in unerträglicher Form antisemitisch und spiegeln ein politisches Weltbild wider, das demokratische Grundwerte vermissen lässt", sagte Klein der Nachrichtenagentur KNA. "Wer solche Haltungen propagiert, hat sich als Vorbild für die Jugend disqualifiziert."
Klein räumte aber auch ein, dass "Fridays for Future" eine internationale Jugendbewegung sei, und Äußerungen, die im Namen der Organisation gemacht würden, nicht die Haltung aller Anhänger widerspiegelten. "So hat sich die deutsche Gruppierung um Luisa Neubauer und Carla Reemtsma stets deutlich von Antisemitismus distanziert und bekennt sich zu Israel."
Forderungen nach Distanzierung der Deutschen
Dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Joseph Schuster, gingen die Abgrenzungen des deutschen Ablegers jedoch nicht weit genug. "Ich erwarte von Luisa Neubauer und 'Fridays for Future Deutschland' eine wirkliche Abkoppelung, eine Namensänderung der Organisation und den Abbruch jeglicher Kontakte zu 'Fridays for Future International'", forderte er in der "Bild"-Zeitung.
Schuster warf "Fridays for Future International" zudem "krude Geschichtsverdrehung, Dämonisierung Israels und nun auch noch Verschwörungsideologie" vor.
Der Antisemitismusbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Christian Staffa, rief die deutsche Sektion dazu auf, den internationalen Dachverband in eine Debatte zu ziehen, um somit eine Veränderung zu bewirken. Die EKD solle versuchen, die deutschen Aktivisten davon zu überzeugen. Die EKD hatte sich in der Vergangenheit mit den Anliegen für mehr Klimaschutz von "Fridays for Future" solidarisiert und auch diverse Klimastreiks unterstützt.
Empörung aus der Politik
Auch die deutsche Politik äußerte parteiübergreifend Empörung über die Aussagen von "Fridays for Future International" und rief nach einer deutlicheren Distanzierung der deutschen Sektion. Die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion im Bundetstag, Katja Mast, sagte der "Welt", es sei nicht das erste Mal, dass "der globale Ableger der Bewegung mit antiisraelischen Äußerungen auffällt. Nun braucht es klare Konsequenzen in Deutschland und kein Schulterzucken." Sie erwarte "eine ganz klare und unmissverständliche Distanzierung und Zurechtweisung" durch "Fridays for Future" in Deutschland.
FDP-Vizefraktionschef Lukas Köhler sagte der Zeitung: "Um einen kleinen Rest an Glaubwürdigkeit zu wahren, muss sich 'Fridays for Future Deutschland' jetzt vollständig vom internationalen Verband distanzieren." Die CDU-Abgeordnete Ronja Kemmer sagte, durch den Post habe sich "Fridays for Future" "seines eigentlichen Anliegens offiziell entledigt".
Marcel Emmerich, Grünen-Obmann im Innenausschuss des Bundestages, sagte der "Welt": "Während 'Fridays for Future in Deutschland' den Antisemitismus immer wieder verurteilt und auch in diesem Fall klar Stellung bezogen hat, werden von der internationalen Bewegung die übelsten antisemitischen Verschwörungstheorien gegen die Medien verbreitet, dass es einem nur noch schlecht werden kann."