Ukraine-Krieg Amnesty wirft Moskau Streubomben-Einsatz vor
Russland soll in der Region Charkiw zahlreiche Zivilisten mit Streumunition getötet haben. Amnesty International untersucht insgesamt 41 Angriffe. Die Menschenrechtsorganisation macht der Ukraine aber auch einen Vorwurf.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die russischen Streitkräfte zahlreicher Kriegsverbrechen in der ostukrainischen Stadt Charkiw beschuldigt. Demnach haben russische Truppen dort durch den Einsatz von Streumunition zahlreiche Zivilisten getötet. Diese Waffen sind durch internationale Verträge geächtet. Mehr als hundert Staaten gehören bereits einem 2010 in Kraft getretenen Übereinkommen gegen Streumunition an, darunter Deutschland. Russland und die Ukraine haben das Übereinkommen jedoch nicht unterzeichnet.
"In Charkiw wurden Menschen in ihren Häusern und auf der Straße getötet, während sie mit ihren Kindern Spielplätze besuchten, auf Friedhöfen ihrer Angehörigen gedachten, beim Anstehen für Hilfslieferungen oder beim Einkaufen", berichtete Janine Uhlmannsiek vom deutschen Ableger von Amnesty International unter Verweis auf einen neuen Bericht mit dem Titel "Anyone can die at any time".
Forderung nach Verfahren und Entschädigung
Die Menschenrechtsorganisation warf Russland vor, seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine wiederholt Streumunition und ungelenkte Raketen auf Wohngebiete und Spielplätze eingesetzt zu haben. Die Verantwortlichen für diese Angriffe müssten vor Gericht gestellt und die Verletzten sowie die Angehörigen der Opfer entschädigt werden, forderte Uhlmannsiek.
Amnesty untersuchte insgesamt 41 Angriffe, bei denen mindestens 62 Menschen getötet und mindestens 196 verletzt wurden. Mitglieder der Organisation sprachen im April und Mai mit 160 Personen in Charkiw, darunter Überlebende von Angriffen, Angehörige von Opfern und Zeugen.
Umgekehrt führten laut Amnesty ukrainische Truppen häufig Angriffe aus Wohngegenden heraus durch, was das Leben der dortigen Zivilisten aufs Spiel setze. "Dies verstößt gegen das humanitäre Völkerrecht, rechtfertigt jedoch keineswegs die wiederholten unterschiedslosen Angriffe durch russische Truppen", teilte die Menschenrechtsorganisation mit.