Ukraine-Besuch des Bundespräsidenten Steinmeier flüchtet in Luftschutzbunker
Bundespräsident Steinmeier ist in der Ukraine, um weitere Unterstützung anzukündigen. Während seines Besuchs im Norden des Landes musste Steinmeier wegen eines Raketenalarms in einen Bunker flüchten.
Wenige Stunden nach der Ankunft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist in Kiew und anderen Teilen der Ukraine Raketenalarm ausgelöst worden. Betroffen sei neben der Hauptstadt vor allem der Osten des Landes, hieß es zunächst, später wurde die Warnung auf andere Landesteile ausgeweitet.
Steinmeier war zu diesem Zeitpunkt schon weitergereist, in den Norden der Ukraine, ins Grenzgebiet zu Belarus und Russland. Er wolle sich ein Bild machen von der Region, die zu Beginn des Angriffskrieges von russischen Truppen besetzt war, sagte der Bundespräsident am Morgen in Kiew.
Ich freue mich auf die Begegnungen hier in Kiew, politische Begegnungen, ganz besonders mit Präsident Selenskyj. Aber ich freue mich auch auf Begegnungen im Norden der Ukraine, in Gebieten, die besetzt waren und die inzwischen wieder frei sind - wo wir mit den örtlich Verantwortlichen darüber sprechen können, welche Schäden zurückgeblieben sind und welche Versorgungsschwierigkeiten jetzt in dieser Situation bestehen.
Sorge vor hereinbrechendem Winter
Vor allem die Stadt Korjukiwka, 200 Kilometer nordöstlich von Kiew, hat vor dem hereinbrechenden Winter mit zerstörter Infrastruktur und mit Versorgungsengpässen zu kämpfen. Steinmeier will dort Winterhilfe für die kommunale Energieinfrastruktur übergeben und eine Städtepartnerschaft in die Wege leiten.
"Hier versuchen wir neben den staatlichen Hilfen auch Brücken zu bauen, zwischen Gemeinden und Städten in Deutschland und solchen hier in der Ukraine", betonte Steinmeier. Man werde exemplarisch am Beispiel Korjukiwka, einen solchen Brückenbau mit einer deutschen Gemeinde versuchen.
In Korjukiwka angekommen, traf sich Steinmeier zunächst mit dem Bürgermeister der Stadt, Ratan Achmetow, mit dem er schon seit seinem Besuch vor einem Jahr in Kontakt gestanden hat. Er freue sich über das Wiedersehen, versicherte Steinmeier. "Noch mehr hätte ich mir gewünscht, wenn wir uns unter anderen Umständen wiedersehen könnten."
Noch während der Bundespräsident sprach, wurde auch in Korjukiwka Luftalarm ausgelöst, und Steinmeier musste sich in Sicherheit bringen.
Längerer Aufenthalt im Luftschutzkeller
Während seines längeren Aufenthaltes im Luftschutzkeller sprach der Bundespräsident unter anderem mit dem Bürgermeister und anderen Vertretern der Stadt Korjukiwka.
"Wir sind eine Grenzstadt, Russland ist nur 30 Kilometer von uns entfernt", hatte Achmetow, in einem Interview vor dem Treffen betont. "Soweit ich weiß, ist es das erste Mal in acht Monaten dieses Krieges, dass jemand so hohen Ranges, einer unserer besten Freunde Deutschland, der Präsident dieses Landes, so nah an die Front kommt. An die Linie, entlang der wir mit dem Angreifer leben." Das sei für ihn in erster Linie ein Zeichen des Respekts. "Ein Symbol, dass der Bundespräsident und das deutsche Volk an uns glauben. Das ist ein Zeichen, dass wir nicht allein sind."
In Kiew ist heute noch ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj geplant. Gemeinsam wollen die beiden Staatschefs die Schirmherrschaft über das Deutsch-Ukrainische Städtepartnerschaftsnetzwerk übernehmen.