Nach der Parlamentswahl Hängepartie in Spanien
Nach der Wahl droht Spanien ein politisches Patt: Die Konservativen werden stärkste Kraft - doch es reicht nicht zur Regierungsbildung. Auch die Sozialisten mit Regierungschef Sánchez haben keine Mehrheit mit bisherigen Partnern.
Der Spitzenkandidat der konservativen Volkspartei (PP) lässt sich lange Zeit. Erst kurz nach Mitternacht tritt Alberto Núñez Feijóo auf dem Balkon der Parteizentrale vor seine Anhänger. Er bemüht sich, den strahlenden Gewinner abzugeben. Die Konservativen holen die meisten Stimmen. Aber trotzdem reichen die deutlichen Zugewinne im Vergleich zur Parlamentswahl vor vier Jahren nicht, um die linke Regierung von Pedró Sánchez abzulösen.
Feijóo kündigt an, es trotzdem zu versuchen. Es sei seine Pflicht, Gespräche für mögliche Regierungskonstellationen aufzunehmen, damit Spanien im Einklang mit dem Wahlergebnis regiert werden könne. Er meint also offenbar: mit ihm selbst an der Spitze.
Niederlage für Ultra-Rechte
Aber wie das gelingen kann, bleibt offen. Denn der potenzielle Bündnispartner, die rechtsextreme Partei Vox, verliert deutlich an Sitzen - zusammen mit der PP wird es also nicht für einen Regierungswechsel reichen. Und auch andere Parteien hatten früh klar gemacht, dass sie mit den Ultra-Rechten keine gemeinsame Sache machen wollen.
Nun werde Sánchez wohl doch weitermachen können, stellte Vox-Chef Santiago Abascal am Abend verbittert fest, und zwar unterstützt von Kommunisten, Separatisten und Terroristen, so Abscal.
Pedro Sánchez wird von seinen Anhängern vor der Parteizentrale der Sozialistischen Arbeiterpartei in Madrid gefeiert.
Wobei das gar keine ausgemachte Sache ist. Denn auch den Sozialisten und ihren bisherigen Bündnispartnern im spanischen Kongress fehlt es an ausreichenden Stimmen für eine stabile Mehrheit. Sánchez jubelt trotzdem. Der prognostizierte Verlust der Sozialisten blieb aus. Ein Sieg des rechten Lagers wurde abgewendet. Der Block der Rückwärtsgewandten, also diejenigen, die sämtliche Errungenschaften der vergangenen vier Jahre rückgängig machen wollten, seien gescheitert, so Sánchez.
Erfolg für neues Linksbündnis Sumar
Als starker politischer Partner an der Seite der Sozialisten empfiehlt sich das erst vor wenigen Wochen aus der Taufe gehobene Linksbündnis Sumar von Arbeitsministerin Yolanda Diaz, in dem der bisherige Koalitionspartner Unidas Podemos aufgegangen ist.
Diaz ist gewissermaßen die dritte strahlende Siegerin nach einem langen Wahlabend. Die Demokratie habe gewonnen, ruft sie. Nur: Spaniens Demokratie muss nun auch beweisen, wie es das politische Patt im Parlament auflösen kann. Eine große Koalition bleibt in Spanien sehr unwahrscheinlich. Am Ende könnten sogar Neuwahlen stehen.