Deutlicher Anstieg Spanien meldet 355 Hitzetote für vergangenes Jahr
Mehr tödliche Hitzschläge und Dehydrationen - und auch deutlich mehr Todesfälle chronisch Kranker verzeichnet Spanien für 2022. Es war das dort heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Derweil steigen die Temperaturen erneut.
Spanien hat für die heißesten Monate des vergangenen Jahres einen dramatischen Anstieg der Todesfälle durch Hitzschlag und Dehydration gemeldet. Wie die nationale Statistikbehörde INE mitteilte, nahm die Zahl der diesbezüglichen Sterbefälle zwischen Mai und August 2022 - verglichen mit dem Vergleichszeitraum des Vorjahres - um 88 Prozent zu. 2022 war das heißeste Jahr in Spanien seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
122 Menschen seien in diesen Monaten an einem Hitzschlag gestorben und 233 den Folgen von Dehydration erlegen, gab das Institut an. Im gesamten Jahr 2021 betrafen diese beiden Todesarten den Angaben zufolge 189 Menschen.
Temperaturen bis 44 Grad prognostiziert
Viele der zusätzlichen Todesfälle seien "auf vorherige chronische Erkrankungen" wie Bluthochdruck, Diabetes und Demenz zurückzuführen, die das Sterberisiko bei extremer Hitze erhöhten, hieß es von INE. In den Sommermonaten zwischen Mai und August 2022 starben demzufolge 157.580 Menschen - 26.849 mehr als im Jahr 2019.
Die Daten kommen zu einem Zeitpunkt, in dem die erste Hitzewelle des laufenden Jahres das Land erfasst. Für weite Teile Spaniens prognostizierte der nationale Wetterdienst Aemet bis Donnerstag Temperaturen bis 44 Grad Celsius.
In der vergangenen Wochen wurden in Ourense im Nordwesten Spaniens bereits 37 Grad gemessen. Laut Aemet stiegen die Temperaturen am Montag im Süden des Landes auf mehr als 44 Grad. Mehrere spanische Regionen wurden in Alarmbereitschaft versetzt. In der Hauptstadt Madrid ließ die seit Sonntag anhaltende Hitzewelle die Temperaturen demnach auf mehr als 38 Grad ansteigen. In dem Ort El Granado im Südwesten wurden Rekordwerte von 44,4 Grad gemessen.
Behördenvertreter im Süden des Landes berichteten, ein 47-jähriger Landwirt sei an einem Hitzschlag gestorben. Es ist der erste dokumentierte Todesfall in Spanien in diesem Jahr. Die Nachrichtenagentur AFP meldet einen weiteren Toten.
Raketenstart wegen Waldbrandgefahr verschoben
Wegen der aufgrund von Dürre und Hitze erhöhten Waldbrandgefahr wurde auch der Jungfernflug der spanischen Rakete "Miura 1" verschoben. Die Absage sei nötig gewesen, "um die Sicherheit des Gebiets zu gewährleisten, in dem der Start ausgeführt wird", teilte der Hersteller der Rakete, PLD Space, mit.
Es ist bereits die dritte Absage des Starts innerhalb weniger Wochen. Ursprünglich sollte die Rakete Ende Mai von einer Militärbasis in der südwestlichen Provinz Huelva starten. Wegen Höhenwinds wurde dieser Start abgesagt, Mitte Juni ein weiterer wegen eines technischen Problems.
Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie muss sich Europa aufgrund der Erderwärmung auf zunehmende tödliche Hitzewellen einstellen. Experten zufolge ist Spanien wahrscheinlich eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder.