Krieg gegen die Ukraine Selenskyj fordert ehrliche Verhandlungen
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat an Russland appelliert, "sinnvoll" und "ehrlich" zu verhandeln. Das sei die einzige Chance für Russland, den eigenen Schaden zu begrenzen. Andernfalls drohten massive Verluste.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland nachdrücklich zu ernsthaften und ehrlichen Gesprächen über eine Friedenslösung aufgerufen. "Sinnvolle Verhandlungen über Frieden und Sicherheit für die Ukraine, ehrliche Verhandlungen und ohne Verzögerungen, sind die einzige Chance für Russland, seinen Schaden durch eigene Fehler zu verringern", sagte Selenskyj in einer Videoansprache.
Sollte die territoriale Unversehrtheit der Ukraine nicht wiederhergestellt werden, so werde Russland "ernsthafte Verluste" erleiden. "Es ist an der Zeit, die territoriale Einheit und Gerechtigkeit für die Ukraine herzustellen", sagte der ukrainische Staatschef. "Ansonsten wird Russland derartige Verluste erleiden, dass es mehrere Generationen brauchen wird, um sich wieder aufzurichten."
"Der Krieg muss beendet werden"
Mit Blick auf den Auftritt von Kremlchef Wladimir Putin im Luschniki-Stadion in Moskau sagte Selenskyj: Knapp 100.000 Menschen vor dem Stadion, in der Arena selbst 95.000 Menschen - dies entspreche zusammen etwa der Zahl der russischen Soldaten, die in die Ukraine eingefallen seien. "Und jetzt stellen Sie sich 14.000 Leichen in diesem Stadion vor, dazu noch Zehntausende verwundete und verstümmelte Menschen." Dies entspreche den Verlusten der russischen Seite seit Beginn des Kriegs.
Selenskyj nahm diese Zahlen, die sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen lassen, zum Anlass, einmal mehr das sofortige Ende der Kampfhandlungen zu fordern. "Der Krieg muss beendet werden, die Vorschläge der Ukraine liegen auf dem Tisch", wurde er von der "Ukrajinska Prawda" zitiert.
Russland und die Ukraine führen seit dem 28. Februar Verhandlungen über eine Friedenslösung, zuletzt beinahe täglich über eine Videoschalte. Während Moskau von erkennbaren Kompromissen vor allem bei der Frage eines neutralen Status der Ukraine spricht, sieht Kiew keine größeren Fortschritte.
Russland strebt neben einem neutralen Status der Ukraine unter anderem eine Demilitarisierung des Landes an. Die Ukraine wiederum fordert neben einer sofortigen Waffenruhe den Abzug der russischen Truppen sowie anschließende konkrete Sicherheitsgarantien.
"Bewegen uns in die richtige Richtung"
Dass das Land von seinen Forderungen nicht abrücken möchte, betonte auch der an den Verhandlungen beteiligte ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk. Die Souveränität und territoriale Unversehrtheit der Ukraine sowie ihre staatliche Unabhängigkeit sind und bleiben für Kiew die sogenannten roten Linien bei den aktuellen Friedensverhandlungen mit Russland. Diese seien "unverrückbar", betonte Stefantschuk in einem Beitrag auf der Webseite der Obersten Rada.
Daher könne es nur ein Ergebnis geben: "Das ist unser Sieg." Auf dem Weg zu diesem "Sieg" gehe man "Schritt für Schritt" die wichtigen Punkte an. "Wir bewegen uns in die richtige Richtung", schrieb Stefantschuk.
Aber das ukrainische Volk habe für seine Unabhängigkeit bereits mit dem Leben vieler Bürger bezahlt. "Es ist uns wichtig, die Sicherheit wiederherzustellen und Garantien für das sichere Funktionieren unseres Staates zu erhalten", fuhr Stefantschuk fort.
Mit Blick auf die von Moskau geforderte Anerkennung der abtrünnigen Gebiete, der selbst ernannten "Volksrepubliken" Luhansk und Donezk, betonte er, diese lägen weiterhin innerhalb der international anerkannten Grenzen der Ukraine.