Weltwirtschaftsforum in Davos Selenskyj warnt vor "Einfrieren" des Krieges
Der Ukraine-Krieg dauert nun schon fast zwei Jahre, ein Ende ist nicht in Sicht. Präsident Selenskyj sagte in Davos, dieses Jahr müsse entscheidend sein, um einen Sieg gegen Russland zu erringen. Den Westen mahnte er zur Geschlossenheit.
Auf dem Weltwirtschaftsforum im Schweizer Alpenvorort Davos hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj siegessicher gezeigt. "Wir können ihn zu Land, zu See und in der Luft schlagen", sagte er mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zugleich forderte er mehr Hilfe und ermahnte den Westen zur Einheit in der Unterstützung seines Landes gegen den russischen Angriffskrieg.
Vor fast zwei Jahren, am 24. Februar 2022, waren russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. Derzeit kontrollieren sie etwa 20 Prozent des Staatsgebiets. Erneut warf Selenskyj Putin vor, kein Interesse an einer Friedenslösung zu haben. Er warnte davor, den Krieg im jetzigen Zustand "einzufrieren". "Putin ist ein Raubtier, das sich nicht zufrieden gibt mit eingefrorenen Produkten", so Selenskyj.
Als Ausweg aus dem Krieg wies Selenskyj auf seinen Zehn-Punkte-Plan hin, der auf einem kompletten russischen Abzug aus der Ukraine, auf Reparationen und einer Bestrafung der Kriegsverbrecher basiert. Nur dieser Friedensplan ermögliche einen "gerechten und stabilen Frieden", betonte er.
Selenskyj ruft den Westen zu Geschlossenheit auf
An den Frontlinien im Osten und Süden der Ukraine sind aktuell kaum noch Bewegungen zu erkennen. Der ukrainische Präsident befürchtet, die Entschlossenheit des Westens könnte nun ermüden. Er traf sich in Davos auch mit US-Außenminister Antony Blinken und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Vor allem die Unterstützung der USA ist für die Ukraine wichtig. Sollte bei den US-Wahlen womöglich erneut Ex-Amtsinhaber Donald Trump zum Präsidenten gewählt werden, droht diese Unterstützung wegzufallen.
Selenskyj sagte aber, er habe "positive Signale" erhalten, was weitere Finanzhilfen der Europäischen Union betreffe.
Von der Leyen mahnt weitere Hilfen an
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach sich in Davos für die weitere Unterstützung der Ukraine aus. Kiew brauche "ausreichende und kontinuierliche Waffenlieferungen, um die Ukraine zu verteidigen und ihr rechtmäßiges Hoheitsgebiet zurückzuerobern", sagte sie in ihrer Rede. Die Ukraine könne im Krieg gegen Russland bestehen, betonte sie. "Aber wir müssen sie in ihrem Widerstand weiter stärken", so von der Leyen.
Für die kommenden vier Jahre hat die EU ein Hilfspaket in Höhe von 50 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Doch Ungarn verhinderte mit seinem Veto auf dem vergangenen EU-Gipfel im Dezember einen Beschluss. Am 1. Februar ist dazu ein Sondergipfel in Brüssel angesetzt.