Schweizer Skigebiete mit Sorgen Sogar für Kunstschnee zu warm
Spaziergänge im T-Shirt, Espresso im Straßencafé, bis zu 20 Grad. In der Schweiz vermiesen die Temperaturen vielen Skigebieten das Wintergeschäft. Die Branche sucht nach Alternativen - auch für die Zukunft.
Im Zentralschweizer Feriengebiet Sattel-Hochstuckli scheint die Sonne vom strahlend blauen Himmel, es bläst ein warmer Wind. Auf den Wanderwegen in rund 1200 Metern Höhe flanieren Spaziergänger, Mountainbikefahrer sind unterwegs, an der Sommerrodelbahn ist ordentlich was los.
Pirmin Moser kann sich darüber aber nicht freuen. Der Verwaltungsrat der örtlichen Bergbahn sagt, läge jetzt Schnee, wären mehrere tausend Ski- und Snowboardfahrer auf den Pisten. So aber stehen die Lifte still, nur die Drehgondelbahn läuft. Die bringt deutlich weniger Besucher als sonst um diese Jahreszeit auf den Berg.
"Das macht uns für das Unternehmen natürlich Sorgen", sagt Moser. "Zwischen Weihnachten und Neujahr würden wir doch einen erheblichen Anteil des Winterumsatzes generieren - mit Skifahrern natürlich." Und auch wenn sie jetzt relativ viele Spaziergänger hätten: Der Ertrag pro Gast, der nicht mit der Skiausrüstung kommt, sei natürlich kleiner.
Zwei Tage Skifahren - dank Kunstschnee
Skifahren konnte man in Sattel-Hochstuckli in diesem Winter bislang erst an zwei Tagen. Und das auch nur dank teurem Kunstschnee. Das, was von dem noch übrig ist, reicht gerade noch zum Schlittenfahren. Neuer Kunstschnee könne nicht hergestellt werden, weil es dafür zu warm sei, erklärt der Geschäftsführer der Sattel-Hochstuckli AG, Simon Bissig.
Ein Zustand, der sich wohl nicht so schnell ändern werde: "Weil das Jahr sehr mild war, hatten wir eine hohe Wassertemperatur in den Bächen, von denen wir das Wasser nehmen." Es spielten sehr viele Faktoren mit: Wassertemperatur, Luftfeuchtigkeit und die Temperatur, die in der Atmosphäre herrscht, "so dass wir dann manchmal erst beschneien können, wenn wir bei minus fünf, minus sechs Grad sind".
Um die Gäste bei Laune zu halten, können Saisonkartenbesitzer derzeit kostenlos die Sommerrodelbahn nutzen. Die Restaurants am Berg locken mit Sonderangeboten.
Den Winter neu denken
Bissig sagt, schneearme Winter habe es schon immer gegeben. Wegen des Klimawandels häuften sie sich jedoch, gerade in Skigebieten unterhalb von 2000 Metern.
Die Sattel-Hochstuckli AG setzt deshalb - wie viele andere Bergbahnen in der Schweiz - schon länger verstärkt auf den Sommertourismus. Zum Beispiel mit Attraktionen wie der Sommerrodelbahn, thematischen Rundwanderwegen und einer Hängeseilbrücke.
Bissig meint, jetzt sei es an der Zeit, auch den Winter neu zu denken - ohne oder mit deutlich weniger Schnee. Der Geschäftsführer kann sich beispielsweise vorstellen, Pisten nur noch kurzfristig zu öffnen.
Hier sollte eigentlich flächendeckend Schnee liegen: das Zentralschweizer Skigebiet Sattel-Hochstuckli.
"Da macht man sich schon Gedanken"
So weit denken die meisten Gäste am Berg derzeit noch nicht. Sie versuchen, sich mit dem Frühlingseinbruch im Winter zu arrangieren. Sie fahre schon sehr gern Ski, sagt eine Frau, "deshalb bin ich natürlich enttäuscht, dass es keinen Schnee hat. Aber es ist auch ein cooles Angebot, dass wir hier noch rodeln können". Eine Deutsche sagt, sie habe gedacht, sie komme in das Skigebiet und habe dann Schnee - "aber es war genauso wie bei uns. Aber das Wichtigste ist, dass die Familie zusammen gefeiert hat".
Und ein Gast meint: "Wenn es längere Zeit so weitergeht, ist das natürlich schlecht - erstens fürs Vergnügen, aber auch für die Umwelt. Also da macht man sich schon Gedanken."