Vollständiger Schengen-Beitritt Grenzkontrollen zu Rumänien und Bulgarien fallen weg
Reisende mit dem Auto oder Zug mussten bisher an der Grenze zu Bulgarien und Rumänien ihren Ausweis vorzeigen. Das hat sich mit dem Jahreswechsel geändert. Die beiden südosteuropäischen Länder gehören nun vollständig zum Schengenraum.
Fast zwei Jahrzehnte nach ihrem EU-Beitritt sind Bulgarien und Rumänien nun auch Vollmitglieder des grenzkontrollfreien Schengenraums. Mit dem Jahreswechsel wurden die Kontrollen an den Landgrenzen eingestellt. Reisende per Auto und Bahn zwischen Rumänien und Ungarn müssen an den 17 bisherigen offiziellen Übergängen keine Dokumente mehr vorzeigen. Auch an den bisherigen sechs Grenzübergängen an der bulgarisch-griechischen Grenze entfallen die Kontrollen.
Insgesamt gab es zwischen Bulgarien und Rumänien 14 offizielle Grenzübergänge, davon zwei auf Brücken über den Grenzstrom Donau und sieben per Fähre. Auf rumänischer Seite solle es nur noch stichprobenartige unangekündigte Kontrollen geben, auf einem 30 Kilometer breiten Gebiet an den Grenzen, teilte das Innenministerium in Bukarest mit, wie Medien berichteten.
Rumänien und Bulgarien sind nun Vollmitglieder im Schengenraum.
Hohe Einbußen für Transportunternehmen
Rumänien und Bulgarien sind am 1. Januar 2007 Mitglieder der Europäischen Union (EU) geworden. Bisher waren beide Länder aber nur Teilmitglieder im Schengenraum.
Damit waren im März 2024 für Reisende in diese Länder die Kontrollen an Flughäfen und Seehäfen weggefallen. An den Landgrenzen wurden Ausweispapiere dagegen bisher noch kontrolliert. Autoreisende und Lkw-Fahrer, die über Ungarn oder Griechenland in diese beiden Länder reisten, mussten dadurch bislang noch Verzögerungen in Kauf nehmen.
Die fehlende Vollmitgliedschaft im Schengenraum habe Bulgarien bisher jährlich mehr als 834 Millionen Euro gekostet, berichtete der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EESC) in Brüssel, ein Beratungsgremium der EU. Rumänien habe dadurch jährlich 2,32 Milliarden Euro an Einnahmen verloren, hieß es weiter vom EESC. Für die Transportunternehmen Rumäniens hätten sich die Einbußen aufgrund von Verzögerungen an den Landesgrenzen auf weitere 90 Millionen Euro pro Jahr belaufen. Rumänien ist doppelt so groß wie Bulgarien und hat dreimal mehr Einwohner.
Verstärkter Außengrenzschutz
Mit Rumänien und Bulgarien gehören nun insgesamt 29 Länder zum Schengenraum, darunter EU-Staaten wie Deutschland und Frankreich, aber auch Nicht-EU-Länder wie die Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein. Zuletzt hatten allerdings viele Regierungen - auch die deutsche - im Kampf gegen irreguläre Migration wieder Grenzkontrollen eingeführt. Neue Mitglieder können nur einstimmig im Schengenraum aufgenommen werden.
Rumänien und Bulgarien hatten seit 2011 auf den Beschluss gewartet. Zuletzt hatte nur noch Österreich die Abschaffung der Kontrollen an den Landgrenzen beider Länder blockiert, im Dezember 2024 aber den Widerstand aufgegeben. Wien hatte sein Veto damit begründet, dass über die beiden Länder weiter zahlreiche Migranten ins Land kommen könnten. Inzwischen aber sei der Außengrenzschutz verstärkt worden, hieß es zuletzt. Ein Kontingent von 100 Grenzschützern aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich soll an die bulgarisch-türkische EU-Außengrenze entsandt werden.