Journalistische Auszeichnung Pulitzer-Preise für Berichte über Ukraine-Krieg
Mehrere US-Medien sind mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden - darunter die "New York Times" für ihre Recherche über Morde an Zivilisten in der Stadt Butscha und die Nachrichtenagentur AP für Fotos aus Mariupol.
Erwartungsgemäß hat die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine die Bekanntgabe der diesjährigen Gewinner der Pulitzer-Preises dominiert. Im vergangenen Jahr hatte die Jury noch die ukrainischen Journalisten mit einem Sonderpreis für ihren Mut, ihre Ausdauer und ihr Engagement bedacht.
In diesem Jahr wurde vor allem die Arbeit US-amerikanischer Medien vor Ort geehrt - etwa in der renommiertesten Kategorie "Public Service" - "Dienst an der Öffentlichkeit". "Der Preis geht an die Associated Press (AP) für die Berichterstattung aus der belagerten Stadt Mariupol, dem Schauplatz von Massakern an Zivilisten nach der Invasion Russlands in die Ukraine", so die Pulitzer-Verwaltungschefin Marjorie Miller.
Journalisten der US-Nachrichtenagentur berichteten fast drei Wochen lang als einzige ausländische Medienvertreter aus der schwer umkämpften Hafenstadt - bis zu ihrer Erstürmung durch russische Truppen.
"Beeindruckende Geschichten"
AP bekam auch den Breaking-News-Preis für Fotografie für ihre Nachrichten-Bilder aus den ersten Wochen des Krieges. "Auch in diesem Jahr sind die erzählten Geschichten wieder sehr beeindruckend. Ein Wort beschreibt diese Bemühungen: mutig", sagte Neil Brown, einer der Vorsitzenden des Pulitzer-Preis-Komitees.
"Journalisten führen uns an Orte, die die meisten von uns nicht erreichen können, und öffnen uns die Augen für Ereignisse, die die meisten von uns nicht sehen können." Als Beispiele nannte Brown "aus versteckten Ecken einer Schule über die ausgebombten Wohnungen verängstigter Familien bis hin zu den entlegensten Winkeln der Natur".
Recherche über Morde an Zivilisten in der Stadt Butscha
Das gilt auch für die "unerschrockene Berichterstattung" der "New York Times" aus der Ukraine, vor allem aber für die acht Monate lange Recherche über Morde an Zivilisten in der Stadt Butscha, wofür die Zeitung den Preis für "International Reporting" bekam.
"Journalisten zahlen einen erheblichen Preis dafür, dass sie die Mächtigen zur Rechenschaft ziehen. Oft werden sie schikaniert, bedroht, angegriffen und als Geiseln genommen. Deshalb wollen wir besonders auf die skandalöse und rechtswidrige Inhaftierung des 'Wall-Street-Journal'-Reporters Evan Gershkovich in Russland hinweisen."
Der 32-Jährige sitzt in Moskau in Haft, die russischen Behörden werfen ihm Spionage vor. Das Pulitzer-Preis-Komitee schloss sich der Forderung vieler anderer Organisationen an und fordert die Freilassung des Reporters.
"Washington Post": Berichterstattung über Abtreibungen ausgezeichnet
Die Kategorie "Breaking News" gewann die "Los Angeles Times" für eine Recherche über Rassismus bei lokalen Politikern der Stadt. Im Bereich "Nationale Berichterstattung" zeichnete die Jury Caroline Kitchener von der "Washington Post" aus: "Für die unerschrockene Berichterstattung über die komplexen Folgen des Roe vs. Wade Urteils. Insbesondere die Geschichte einer Teenagerin aus Texas, die Zwillinge zur Welt brachte, weil eine Abtreibung nach den neuen Beschränkungen nicht mehr möglich war", hieß es in der Begründung.
Der seit 1917 verliehene und vom ungarisch-amerikanischen Verleger Joseph Pulitzer gestiftete Preis gilt als die begehrteste Auszeichnung für Journalisten. 15 der 23 Kategorien sind journalistischen Arbeiten vorbehalten.
Die Auszeichnung wird aber auch für Theater, Musik und Literatur vergeben. Den Preis in der Kategorie "Roman" gab es in diesem Jahr gleich zweimal: für Barbara Kingsolver für "Demon Copperhead" und Hernan Diaz für "Trust". Das Buch ist in Deutschland unter dem Titel "Treue" erschienen.