Osterbotschaft des Papsts "Beeilen wir uns, unsere Herzen zu öffnen"
Es ist der Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten: Vor etwa 45.000 Gläubigen hat Papst Franziskus auf dem Petersplatz en Segen "Urbi et Orbi" gespendet. Seine Osterbotschaft nutzte er, um eindringlich zu Frieden aufzurufen.
Ostern sei der schönste Tag der Geschichte, sagte Papst Franziskus mit einem Lächeln in seiner Ansprache von der Mittelloggia des Petersdoms. Denn Ostern bedeute wahre Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi, die Christen an diesem Tag feiern.
Franziskus sprach mit fester Stimme und wirkte gesundheitlich erholt. In den wenigen Pausen, die er machte, ermunterten ihn die 45.000 Menschen auf dem Petersplatz mit Beifall.
Segnungen aus dem Papamobil heraus
Zuvor hatte der Papst bei frühlingshaft blauem Himmel über Rom auf dem festlich mit vielen tausend Blumen geschmückten Petersplatz die Ostermesse zelebriert. Im Anschluss an die Messe fuhr Franziskus im Papamobil sitzend und fröhlich winkend durch die Menschenmenge.
Erst am vergangenen Wochenende war der Papst nach einer infektiösen Bronchitis aus dem Krankenhaus entlassen worden. Am Karfreitag hatte Franziskus aus gesundheitlichen Gründen auf seine Teilnahme am Kreuzweg verzichtet. Ob er bei der heutigen Ostermesse dabei sein würde, war mit Spannung erwartet worden.
Papst Franziskus segnet die Gläubigen aus seinem Papamobil auf dem Petersplatz.
Aufnahme von Flüchtlingen als Zeichen der Hoffnung
Seine Osterbotschaft machte der Papst zu einer Botschaft für Frieden und Menschenrechte. Franziskus bat um Hoffnung für die Menschen, die unter Kriegen und Armut litten: "Beeilen wir uns, Konflikte und Spaltungen zu überwinden und unsere Herzen für diejenigen zu öffnen, die am meisten in Not sind. Beeilen wir uns, den Weg des Friedens und der Geschwisterlichkeit zu beschreiten."
Als ein Zeichen österlicher Hoffnung nannte Franziskus unter anderem die Bereitschaft vieler Länder, Menschen aufzunehmen, die vor Krieg und Armut fliehen und ihnen zu helfen.
Unzählige Handys, ein Motiv: Begeistert empfangen die Menschen Papst Franziskus auf dem Petersplatz.
Papst betet für die Ukraine und Russland
Der Papst ging in seiner Osterbotschaft auf zahlreiche Konflikte auf der Welt ein, an erster Stelle aber bat er um Frieden für die Ukraine:
Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden, und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk.
Der Umgang des Papstes und des Vatikans mit dem Krieg in der Ukraine hatte in den Ostertagen erneut für Diskussionen gesorgt. Am Freitag während des Kreuzwegs am Kolosseum hatten ein Jugendlicher aus der Ukraine und ein Jugendlicher aus Russland Gebete gesprochen. Diese Geste ist von der Ukraine kritisiert worden, hiermit seien der Angegriffene und der Angreifer gleichgesetzt worden.
Heute erneuerte der Papst seinen Appell für Frieden in der Ukraine, aber auch in anderen Konfliktregionen: "Öffne die Herzen der gesamten internationalen Gemeinschaft, damit sie sich für die Beendigung dieses Krieges und aller Konflikte einsetzt, welche die Welt mit Blut beflecken, angefangen von Syrien, das noch auf den Frieden wartet."
Sorge über Spannungen in Nahost
Besorgt zeigte sich Franziskus unter anderem über die aktuelle Entwicklung in Israel, wo es in den vergangenen Tagen einen Anschlag und Raketenattacken gegeben hat. Diese Angriffe, so der Papst, würden das ersehnte Klima des Vertrauens bedrohen, das notwendig sei, um den Dialog zwischen Israel und Palästinensern wieder aufzunehmen.
Als weitere Länder, deren Konflikte beziehungsweise soziale Probleme ihm Sorge bereiteten, nannte der Papst unter anderem den Libanon, Tunesien, Haiti, Äthiopien, den Südsudan, die Demokratische Republik Kongo, Burkina Faso und Myanmar. Franziskus bat um Trost für Flüchtlinge, Deportierte, Gefangene und Migranten.
Blick auf den Petersplatz während der Ostermesse mit Papst Franziskus
Appell an die Politik: "Soziale Wunden heilen"
Und er appellierte an die Politik weltweit: "Erleuchte, Herr, die Regierenden der Nationen, auf dass kein Mann und keine Frau Diskriminierung erleidet und ihre Würde nicht mit Füßen getreten wird. Auf dass bei voller Achtung der Menschenrechte und der Demokratie diese sozialen Wunden geheilt werden."
Im Anschluss an seine Osterbotschaft sprach Franziskus den Segen Urbi et Orbi, traditionell auf Latein: "Et benedictio Dei omnipotentis Patris, et Filii et Spiritus Sancti descendat super vos et maneat semper." Nach dem katholischen Glauben ist mit dem Segen "Urbi et Orbi" der Ablass aller zeitlichen Sündenstrafen verbunden, wenn die Schuld durch Beichte, Kommunion, Gebete und tätige Buße getilgt ist.
Wie schon in den Vorjahren verzichtete Franziskus - anders als beispielsweise sein Vorvorgänger Johannes Paul II - auf Osterwünsche in mehreren Sprachen. Der Papst nahm sich aber ungewöhnlich lange Zeit, um nach dem Ostersegen den Menschen auf dem Petersplatz von der Benediktionsloggia aus immer wieder zuzuwinken.