Mildere Krankheitsverläufe Österreich setzt Corona-Impfpflicht aus
Österreich war das erste Land der EU, das eine allgemeine Impfpflicht beschlossen hatte. Doch noch bevor sie de facto in Kraft tritt, wird sie wieder ausgesetzt - für zunächst drei Monate. Begründung: die milderen Krankheitsverläufe bei Omikron.
Österreich hat die beschlossene Corona-Impfpflicht ausgesetzt. Sie sei angesichts der derzeit vorherrschenden Omikron-Variante des Coronavirus nicht verhältnismäßig, sagte Verfassungsministerin Karoline Edtstadler. Mit dem Beschluss folgt die Regierung der Empfehlung einer Expertenkommission.
Grundsätzlich halten die Experten die Impfpflicht zwar für ein sinnvolles Instrument, "um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden". Doch da es bei der Ansteckung mit der Omikron-Variante häufiger als bei anderen Virus-Varianten zu lediglich milden Krankheitsverläufen kommt, sei eine sofortige Einführung "nicht angemessen".
Generell sei eine spätere Umsetzung der Impfpflicht einer sofortigen vorzuziehen, so die Experten weiter. Denn es komme auf den Zeitpunkt der Impfung an: Impfe man zu früh, verpuffe ein wesentlicher Teil dieser neu erworbenen Immunität.
Entscheidung wird in drei Monaten überprüft
Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass eine neue Variante im Herbst das Gesundheitssystem belaste, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch. In drei Monaten solle das Aussetzen der Impfpflicht deshalb überprüft werden. Verfassungsministerin Edtstadler sagte, "genau wie das Virus sehr beweglich ist, müssen wir flexibel und anpassungsfähig sein".
Österreich hatte als erstes EU-Land Anfang Februar eine allgemeine Corona-Impfpflicht für alle Erwachsenen in Kraft gesetzt - Hauptgrund war die vergleichsweise geringe Impfquote. Die Kontrolle der Impfpflicht und die Verhängung von Geldstrafen sollten aber erst ab Mitte März beginnen, was nun hinfällig geworden ist.
Kaum Druck durch die drohende Pflicht
Erhofft worden war auch, dass alleine der Beschluss der Pflicht die Impfquote ansteigen lassen würde. Dieser Effekt ist aber weitgehend ausgeblieben. Seit Anfang Februar haben sich in dem Land mit knapp neun Millionen Einwohnern nur etwa 26.000 bis dahin ungeschützte Menschen gegen das Coronavirus impfen lassen.
Auch in Deutschland wird bereits seit längerem über eine allgemeine Impfpflicht zur Eindämmung der Corona-Pandemie diskutiert. Die Abstimmung darüber im Bundestag soll aber erst Anfang April stattfinden. Die erste Lesung der Gruppenanträge für die Impfpflicht wurde für den 17. März angesetzt.
Inzidenz derweil auf Rekordstand
Unterdessen verzeichnet Österreich so viele Neuinfektionen wie noch nie. Wie die Behörden berichteten, wurden binnen eines Tages 47.795 neue Fälle verzeichnet. Unter Berücksichtigung der Zahl der Einwohner entspräche das in Deutschland etwa einem Wert von 450.000.
Seit Samstag gilt in Österreich nur noch eine FFP2-Maskenpflicht in Teilen des Handels. Außerdem sind die Vorschriften in Wien teils noch etwas strenger. Viele Menschen feierten vor allem in der Nachtgastronomie, die nach zwei Jahren wieder öffnen durfte. Die Lage in den Kliniken - vor allem auf den Intensivstationen - ist aktuell weiter stabil.