25 Jahre Karfreitagsabkommen Unruhen in Londonderry überschatten Jubiläum
In Nordirland bleibt die Sicherheitslage rund um den 25. Jahrestag des Karfreitagsabkommens angespannt. In Londonderry bewarfen pro-irische Demonstranten ein Polizeiauto mit Brandsätzen.
In Nordirland haben Teilnehmer eines nicht angemeldeten Marsches ein Polizeiauto angegriffen. In Londonderry, das vom katholisch-republikanischen Teil der Bevölkerung nur Derry genannt wird, seien Molotow-Cocktails auf einen Transporter geworfen worden, teilte ein Polizeisprecher mit. Rund um das Fahrzeug waren Flammen zu sehen. Verletzt wurde niemand. Zu dem Marsch hatten sich Angehörige republikanischer Splittergruppen versammelt.
In den vergangenen Tagen hatte die nordirische Polizei bereits vor Angriffen auf Polizisten am 10. April gewarnt. Die britischen Sicherheitsbehörden erhöhten die Terrorwarnstufe in der Provinz auf "ernst". Der Minister für Nordirland, Chris Heaton-Harris, warnte im "Sunday Telegraph" davor, dass eine "kleine Anzahl von Leuten uns alle zurückwerfen wollen in dunkle alte Zeiten".
30 Jahre währender Bürgerkrieg
Nordirland erinnerte heute an das Ende des jahrzehntelangen Bürgerkriegs vor 25 Jahren durch das Karfreitagsabkommen vom 10. April 1998. Mit dem Friedenspakt ging ein drei Jahrzehnte währender Konflikt zwischen pro-irischen, meist katholischen Nationalisten und protestantischen Unionisten zu Ende. Während die Katholiken für die Unabhängigkeit Nordirlands vom Vereinigten Königreich und die Wiedervereinigung mit der Republik Irland kämpften, traten die Unionisten für eine Zugehörigkeit zur britischen Krone ein. Etwa 3700 Menschen kamen im Verlauf des Bürgerkriegs ums Leben. Mehr als 47.000 wurden verletzt.
Das Karfreitagsabkommen galt damals als Meilenstein. Ihm waren langwierige Verhandlungen zwischen den Regierungen in London und Dublin, die von den USA moderierend begleitet wurden, vorausgegangen. Der 25. Jahrestag des Abkommens fällt in diesem Jahr auf den Ostermontag, der ohnehin als traditioneller Protesttag für das republikanische Lager gilt - in Anlehnung an den Osteraufstand irischer Republikaner 1916, mit dem diese Irlands Unabhängigkeit von Großbritannien erzwingen wollten.
Windsor-Protokoll soll Spannungen lösen
Neuen Zündstoff für den alten Konflikt lieferten zuletzt der Brexit und die damit entstehenden Probleme mit Grenzen und Zöllen. Nachdem Großbritannien und die Europäische Union im Februar das sogenannte Windsor-Protokoll ausgehandelt haben, das die Zoll- und Handelsbedingungen mit der EU regelt, besteht nun aber die Hoffnung, dass der Konflikt nicht neu aufflammt.
Allerdings verweigert die UK-freundliche DUP bislang ihre Zustimmung zu dem Abkommen. Die Partei boykottiert seit 14 Monaten das nordirische Parlament. Nach Angaben des irischen Premierministers Leo Varadkar arbeiten die Regierungen in Dublin, London und Belfast daran, dass das Windsor-Protokoll innerhalb der nächsten Monate in Kraft treten kann.
Biden und Sunak in Nordirland
Am Dienstagabend wird US-Präsident Joe Biden in Belfast erwartet, um gemeinsam mit dem britischen Premier Rishni Sunak das Friedensabkommen und die seitdem gemachten Fortschritte zu würdigen. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, erklärte, Biden werde den außerordentlichen Fortschritt hervorheben, der seit Abschluss des Karfreitagsabkommens gemacht worden sei. Biden, der selbst irische Wurzeln hat, wolle außerdem zeigen, dass die Vereinigten Staaten bereit seien, das "riesige wirtschaftliche Potenzial Nordirlands" zu unterstützen, so dass alle Gemeinden davon profitieren könnten.
Sunak sagte anlässlich des heutigen Gedenkens, während es an der Zeit sei, den soliden Fortschritt zu würdigen, den alle Parteien miteinander erzielt hätten, müssten sich alle neu dazu verpflichten und bekennen, die Versprechen des Karfreitagsabkommens auch künftig einzuhalten. "Während wir voraus blicken, feiern wir jene, die damals schwere Entscheidungen trafen, Kompromisse akzeptierten und Führungsstärke zeigten", so Sunak.