Niederländische Küste Schwierige Löscharbeiten am brennenden Frachter
Die Löscharbeiten auf dem brennenden Schiff "Fremantle Highway" gestalten sich schwierig. Es besteht die Gefahr, dass der Frachter sinkt. Offen ist noch, ob das Feuer in einem E-Auto ausgebrochen ist.
Weit ist die "Fremantle Highway" nicht gekommen: Gestern Nachmittag ist der Frachter mit rund 3000 Autos an Bord in Bremerhaven in See gestochen. Gegen Mitternacht ging bei der niederländischen Küstenwache der Notruf ein: Das Schiff steht in Flammen, 27 Kilometer nördlich der westfriesischen Insel Ameland, einem beliebten Ferienziel auch bei deutschen Urlaubern. Am Nachmittag steht immer noch eine gewaltige Rauchsäule über dem Frachter. Löschschiffe pumpen Wasser hinüber, um die Seiten der "Fremantle Highway" zu kühlen.
Das Feuer ist nicht gelöscht, so Denice Blok von der niederländischen Küstenwache. "Der Brand kann im Moment nicht gelöscht werden, weil damit auch Gefahren verbunden sind. Um die abzuschätzen, müssen zuerst Leute an Bord gehen", sagt sie. Beim Löschen komme dann auch Wasser in das Schiff, was ebenfalls ein Risiko mit sich bringe. "Deshalb konnte das Feuer noch nicht gelöscht werden."
Mit zu viel Löschwasser könnte die "Fremantle Highway" Schlagseite bekommen und sinken. Die Küstenwache tut nach den Worten ihrer Sprecherin alles, um das zu verhindern, aber die Gefahr bestehe, sagt sie.
"Eine Batterie brennt langsamer"
Die Sprecherin der Küstenwache will auf Anfrage Vermutungen nicht bestätigen, wonach das Feuer in einer Batterie der E-Autos an Bord ausgebrochen ist. Sollte das der Fall sein, könnte das die Löscharbeiten zusätzlich erschweren, denn brennende E-Autos sind schwerer zu löschen als Fahrzeuge mit herkömmlichem Antrieb, sagt Markus Engelhaaf, Unfallforscher bei der Dekra.
"Eine Batterie brennt langsamer und lang anhaltender. Es besteht die Schwierigkeit, dass die Zellen im Batteriegehäuse eingehaust sind, sie müssen wasserdicht sein", erklärt er. Die Feuerwehr habe damit nur die Möglichkeit, die Batterie von außen zu kühlen und den Brand zu unterbinden. Es sei wie, wenn es im Keller eines Gebäudes brennt und die Feuerwehr spritze das Wasser aufs Dach. "Das ist nicht wirklich effektiv."
Crew versuchte, Brand zu löschen
Ein Schlepper hat den Frachter vor Ameland mit einem Seil gesichert, um die Schifffahrtswege freizuhalten. Abschleppen kann man die "Fremantle Highway" so nicht. Ein Bergungsunternehmen prüft Möglichkeiten, eine stabilere Verbindung anzubringen. Die 23 Besatzungsmitglieder hatten in der Nacht zunächst versucht, das Feuer selbst zu löschen. Sie wurden mit Hubschraubern und Rettungsschiffen von Bord gebracht.
Willard Molenaar von der Seenotrettung Ameland war als Erster vor Ort. "Es stand jemand hinter uns, der uns mit einer Lampe ein Zeichen gab. Er sprang ins Wasser und wir zogen ihn zusammen mit einem anderen Bergungsunternehmen heraus", sagte er im niederländischen Sender NOS. Das Feuer habe sich sehr schnell ausgebreitet. "Und alle merkten, dass auch die anderen oben auf der Brücke so schnell wie möglich von Bord gehen mussten. Es muss für diese Männer schrecklich gewesen sein, aus so einer Höhe ins Wasser zu springen. Wir haben einen nach dem anderen aus dem Wasser geholt." Sie seien in schlechtem Zustand gewesen - unter anderem wegen der Sprünge aus großer Höhe.
Die Bordwand der "Fremantle Highway" ist etwa 30 Meter hoch. Einer der Männer kam unter noch ungeklärten Umständen ums Leben, 16 erlitten Verletzungen. Sie wurden mit Atemproblemen, Verbrennungen und Knochenbrüchen in umliegende Krankenhäuser gebracht. Die "Fremantle Highway" ist zehn Jahre alt. Das 200 Meter lange und 32 Meter breite Schiff fährt unter panamaischer Flagge.