Spannungen in Region Moldau Russische Äußerungen sorgen für Unruhe
Nach mutmaßlichen Terroranschlägen in Transnistrien werfen sich Moskau und Kiew gegenseitig Provokation vor. Die Ukraine warnte vor einem russischen Angriff in der Region. Auch im Westen wächst die Sorge.
Die Sprengung zweier Radiomasten im abgespaltenen Moldauer Landesteil Transnistrien an der Grenze zur Ukraine droht die Lage in der Region weiter zu verschärfen. Die Funkzentrale hatte mit zwei Masten russische Radiosender übertragen.
Am Montag war das Ministerium für Staatssicherheit in der transnistrischen Hauptstadt Tiraspol beschossen worden. Der Sicherheitsrat von Transnistrien verhängte die höchste Terrorwarnstufe. Der Präsident der Region Transnistrien, Vadim Krasnoselsky, sagte laut der russischen Nachrichtenagentur Tass, die Angriffe auf das Territorium könnten in die Ukraine zurückverfolgt werden.
Seit einem Krieg mit den Regierungstruppen Moldaus 1992 wird Transnistrien von russischen Separatisten kontrolliert. Dort sind auch etwa 1500 russische Soldaten stationiert, nominell zur Friedenssicherung.
Die Grenze des schmalen Landstreifens, der außer von Russland international nicht als unabhängig anerkannt ist, ist etwa 40 Kilometer von der ukrainischen Hafenstadt Odessa entfernt.
Nach Angaben des russischen Außenministeriums will Moskau nun ein Szenario vermeiden, in dem es gezwungen sei, in Transnistrien zu intervenieren, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA, ohne nähere Details zu nennen.
Moskau spricht von "Provokation"
Hochrangige russische Politiker sprechen von Provokation: "Die Vorgänge in Transnistrien sind eine Provokation mit dem Ziel, Russland noch tiefer in die Kriegshandlungen in der Region hineinzuziehen", sagte der Chef des Duma-Ausschusses für die GUS, Leonid Kalaschnikow.
Die ukrainische Regierung beschuldigt dagegen Moskau, selbst zu provozieren, um Panik zu schüren. Demnach könnten die in Transnistrien stationierten russischen Truppen versuchen, von dort aus die Ukraine in Richtung der Stadt Odessa am Schwarzen Meer anzugreifen.
Ukraine: Russische Truppen schon in Gefechtsbereitschaft
Das ukrainische Militär warnte vor einer Aktivierung der Truppen. "Die Einheiten der russischen Streitkräfte sind in volle Gefechtsbereitschaft versetzt worden", hieß es in einem auf Facebook veröffentlichten Bericht des ukrainischen Generalstabs. Zudem seien auch die Sicherheitskräfte der moldauischen Separatisten in erhöhte Bereitschaft versetzt worden.
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Poldoljak schrieb auf Telegram, Russland wolle die Region Transnistrien destabilisieren. "Die schlechte Nachricht: Wenn die Ukraine fällt, werden russische Truppen morgen vor Chisinau stehen. Gute Nachrichten: Die Ukraine wird definitiv die strategische Sicherheit der Region sicherstellen", schrieb er weiter. "Aber wir müssen als ein Team arbeiten."
Ein russischer Generalmajor hatte vergangene Woche erklärt, die Streitkräfte seines Landes verfolgten das Kriegsziel einer vollständigen Kontrolle über den Süden der Ukraine. Dies würde den Weg nach Transnistrien ebnen.
Sorge im Westen
Im Westen wurden mit den jüngsten russischen Äußerungen Sorgen angefacht, Russland könne wie im Fall der Ukraine mit Verweis auf angebliche Bedrohungen in unter ihrem Schutz stehender Landesteile einen militärischen Einsatz starten. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, man analysiere die Geschehnisse noch. Man wolle nicht, dass sich der Konflikt ausweite. Um das zu verhindern sei ein Erfolg der Ukraine "der beste Weg".
Die Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu verurteilte die Anschläge als Versuch, den Frieden in der Region zu stören und erklärte, ihr Land sei bereit zu einer friedlichen Lösung der Konflikte. Nach Beratungen ihres Sicherheitsrats sagte sie. "Wir sind daran interessiert, dass an den Ufern des Dnister Frieden und Ruhe herrschen. Unter Sandus Führung orientiert sich Moldau in Richtung EU. Die Republik grenzt an das EU- und NATO-Mitglied Rumänien.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Unterdessen meldete die Ukraine, durch einen russischen Raketenangriff sei eine Eisenbahnbrücke im südukrainischen Gebiet Odessa beschädigt worden. Es handle sich um die Brücke über der Dnistr-Mündung, teilte Eisenbahnchef Olexander Kamyschin im Nachrichtendienst Telegram mit. Behörden nach wurde auch die parallele Straßenroute aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Damit wäre der südwestliche Teil des an Rumänien und Moldau grenzenden Gebiets Odessa aus dem ukrainischen Kernland nur noch über eine Straße durch die Republik Moldau erreichbar.