Regierung spricht von Terrorangriff Mehrere Festnahmen nach Anschlagsserie im Kosovo
Bei Razzien nach mehreren Anschlägen im Norden des Kosovo sind acht Menschen festgenommen worden. Auch ein Waffenarsenal wurde sichergestellt. Regierungschef Kurti spricht von einem von Belgrad gesteuerten Terrorakt.
Im Norden des Kosovo hat es Serie von Anschlägen gegeben. Acht Tatverdächtige Kosovo-Serben wurden festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, eine Polizeistation, ein Rathaus und einen Wasserkanal mit Sprengsätzen attackiert zu haben.
Auf einer Pressekonferenz präsentierten der kosovarische Innenminister Xhelal Svecla und Polizeidirektor Gazmend Hoxha ein Waffenarsenal, dass bei Razzien an zehn verschiedenen Orten gefunden worden sei, darunter Uniformen, ein Raketenwerfer, Handgranaten und Schusswaffen. Svecla wirft den Festgenommenen vor, Teil einer Terrororganisation zu sein und die Anschläge durchgeführt zu haben.
Mehrere Vorfälle im Laufe der Woche
Am Dienstag dieser Woche explodierten zwei Handgranaten auf dem Grundstück einer Dienststelle der Kosovo-Polizei in der überwiegend serbisch-bewohnten Stadt Zvecan. In der Nacht zu Freitag gab es dann eine Explosion am Rathaus von Zvecan, bei der das Gebäude und vier parkende Autos beschädigt wurden.
In der Nacht zu Samstag wurde dann im Ibar-Lepenac-Kanal ein Loch in die Betonwand gesprengt, so dass Wasser auslief. Das hatte zu Folge, dass einige serbisch und albanisch besiedelte Gebiete unter anderem in Mitrovica kein Trinkwasser hatten und es kam immer wieder zu Stromausfällen, weil mit dem Wasser des Kanals ein wichtiges Kraftwerk im Kosovo gekühlt wird.
Regierungschef spricht von Terrorakt
Ministerpräsident Albin Kurti bezeichnete den jüngsten Vorfall als einen von Belgrad gesteuerten Terrorakt. "Der Angriff wurde von Profis durchgeführt. Es ist der nächste kriminelle und terroristische Angriff, von dem wir glauben, dass er von Banden kommt, die von Serbien inszeniert und geleitet werden", sagte Kurti.
Serbiens Präsident Aleksandar Vucic unterstütze diese kriminellen Strukturen. Es gebe von serbischer Seite "das Interesse, die Bereitschaft und die Fähigkeit, solche Angriffe und Schäden anzurichten", wofür auch der Einsatz großer Sprengstoffmengen im aktuellen Fall spreche, sagte Kurti.
Kurti verwies auch auf Milan Radojcic, den kosovo-serbischen Geschäftsmann, der sich zur Urheberschaft eines schweren Zwischenfalls vom September 2023 bekannt hatte. Damals hatte ein 30-köpfiger, schwer bewaffneter serbischer Kommandotrupp im nordkosovarischen Banjska bei Mitrovica Stellung bezogen und sich Kämpfe mit der kosovarischen Polizei geliefert. Radojcic floh nach Serbien und wurde dort nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen.
Serbiens Präsident weist Anschuldigungen zurück
Serbiens Präsident Vucic bezeichnete die Anschuldigungen als unbegründet, "voreilig und ohne Beweise", wie seine Partei mitteilte. Dies sei verantwortungslos und gefährde Frieden und Stabilität in der Region. Er verlangte eine unparteiische Untersuchung unter Beteiligung der internationalen Partner.
Die Partei der ethnischen Serben des Kosovo, Srpska Lista, verurteilte die Beschädigung des Kanals und verlangte eine Untersuchung durch die NATO-geführte Friedenstruppe KFOR und die EU-Rechtsstaatsmission Eulex.
Serbien erkennt Unabhängigkeit des Kosovo nicht an
Die Spannungen zwischen dem Kosovo und Serbien dauern trotz internationaler Vermittlungsversuche an. Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 1999 mit NATO-Hilfe von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an. Serbien hat sich jedoch bis heute nicht mit dem Verlust seiner einstigen Provinz abgefunden und fordert diese für sich zurück.
Mit Informationen von Oliver Soos, ARD Wien