Kandidaten stehen fest Wer folgt auf Boris Johnson?
Acht Kandidatinnen und Kandidaten der Tory-Partei wollen die Nachfolge Johnsons antreten - als Parteichef und Premierminister. In mehreren Auswahlrunden müssen sie sich in den kommenden Tagen und Wochen behaupten.
Acht Kandidatinnen und Kandidaten haben es auf die Bewerberliste für die Johnson-Nachfolge geschafft. Um den Kreis verhältnismäßig klein zu halten und das Verfahren zu beschleunigen, lag die Einstiegshürde dieses Mal höher als in der Vergangenheit. Nur wer gleich zu Beginn 20 Unterstützer aus der Tory-Fraktion benennen konnte, konnte sich auf die Liste setzen lassen.
Diese erste Hürde genommen haben Ex-Finanzminister Rishi Sunak, der mit seinem Rücktritt in der vergangenen Woche die Regierungskrise mit ausgelöst hatte, sein Nachfolger im Amt, Nadhim Zahawi, und Außenministerin Liz Truss.
Ebenfalls dabei sind der frühere Gesundheitsminister Jeremy Hunt, Handelsstaatssekretärin Penny Mordaunt sowie der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Tom Tugendhat. Auch die Chef-Justiziarin der Regierung Suella Braverman und die Abgeordnete Kemi Badenoch stellen sich zur Wahl.
Wer hat welche Chancen?
Penny Mordaunt ist an der Parteibasis beliebt, in politischen Kreisen gelten jedoch Liz Truss und Rishi Sunak als Favoriten.
Truss hat sich in einem Gastbeitrag im "Daily Telegraph" als Kandidatin des rechten Flügels präsentiert. Obwohl die 46-Jährige ursprünglich gegen den Brexit war, arbeitet sie schon eine ganz Weile entschieden daran, als "Brexiteer" wahrgenommen zu werden, also als Befürworterin des EU-Austritts. So hat sie sich im Streit mit der EU um das Nordirland-Protokoll für einen britischen Alleingang ausgesprochen und einen Gesetzentwurf vorgelegt, der Teile des Protokolls aushebeln soll.
Unterstützung erhält sie nun von einem engen Vertrauten Johnsons, dem Staatssekretär für Brexit-Chancen Jacob Rees-Mogg. Er nannte Truss eine "ordentliche Euroskeptikerin", die die Partei und das Land führen könne und die sich im Kabinett wiederholt gegen Steuererhöhungen gestellt habe. Tatsächlich gehört es zu einer der zentralen Ankündigungen von Truss, die Steuern zu senken. Sie hat versprochen, dies sofort zu tun, falls sie Premierministerin werden sollte, gleich an "Tag eins" im Amt.
Steuern runter - oder nicht?
Damit positioniert sie sich direkt gegen Rishi Sunak. Denn während fast alle Kandidatinnen und Kandidaten zeitnahe Steuersenkungen versprechen, tut Sunak - der bisherige Finanzminister - dies nicht. Er, der bis zur vergangenen Woche die Haushaltslage im Blick haben musste, weist nachdrücklich darauf hin, dass zunächst die Inflation wieder unter Kontrolle gebracht werden müsse. Für Steuersenkungen sei es daher zu früh, warnt er. Die Partei müsse zu ihren traditionellen Werten zurückkehren - dabei gehe es um Ehrlichkeit und Verantwortung, nicht um Märchen.
Sunak fällt darüber hinaus durch seinen verbindlichen Tonfall auf. Er will sich eigenen Worten zufolge nicht an der nun einsetzenden Schlammschlacht im Kandidatenlager beteiligen. Während Sunak für frühere Steuererhöhungen kritisiert und von Rees-Mogg als "Sozialist" beschimpft wird, betont er, dass er seine Parteikolleginnen und -kollegen schätze und dass man nach der Wahl zusammenarbeiten werde.
Wie geht es weiter?
Am Mittwochnachmittag steht der erste Wahlgang für die Nachfolge an der Parteispitze an. Alle Bewerberinnen und Bewerber benötigen dann mindestens 30 Stimmen aus der Tory-Fraktion, um die nächste Runde zu erreichen.
Ab Donnerstag scheidet bei weiteren Wahlgängen jeweils die Person aus, die die wenigsten Stimmen auf sich vereinigen kann - bis nur noch zwei Kandidaten übrig sind. Dies soll bis zum 21. Juli der Fall sein.
Danach ist die Parteibasis gefragt. Die beiden Verbliebenen stellen sich bei Podiumsdiskussionen im ganzen Land den konservativen Parteimitgliedern vor. Diese können am Ende wählen und damit die Person an der Parteispitze bestimmen, die dann auch Premier wird.