Nach Untergang der "Bayesian" Staatsanwaltschaft ermittelt nach Bootsunglück
Nach dem Untergang einer Luxusjacht hat die italienische Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet - wegen fahrlässiger Tötung. Inzwischen wurden alle Todesopfer geborgen.
Nach dem Tod des britischen Software-Unternehmers Mike Lynch und sechs weiterer Menschen beim Untergang einer Luxusjacht vor Sizilien ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. Damit soll geklärt werden, ob das Segelschiff möglicherweise sank, weil die Gefahr eines aufziehenden Sturms unterschätzt wurde. Bei einer Pressekonferenz erklärte die Behörde, die Untersuchung richte sich derzeit jedoch nicht gegen eine einzelne Person.
Bei dem Unglück am Montag kamen in Ufernähe der italienischen Mittelmeerinsel sieben Menschen ums Leben. 15 Menschen konnten gerettet werden, darunter fast die gesamte Besatzung sowie Lynchs Frau Angela Bacares, auf die das Schiff zugelassen ist.
Am Freitag hatten Rettungstaucher auch die Leiche der 18-jährigen Hannah, der Tochter von Lynch, aus dem in 50 Meter Tiefe liegenden Wrack geborgen. Sie war die letzte von sieben Vermissten.
Unglücksursache weiter unklar
Experten rätseln, weshalb ein Boot wie die 56 Meter lange "Bayesian" dem Sturm nicht standhielt und innerhalb weniger Minuten unterging. Der Chef des Mutterkonzerns Italia Sea Group des Bootsbauers Perini, Giovanni Costantino, sprach in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters von einer "Serie unbeschreiblicher, unvernünftiger Fehler" der Crew, die zu dem Untergang geführt hätten. Die Frage ist unter anderem, ob Luken und Türen offen waren, die angesichts des Sturms hätten geschlossen sein müssen.
Die Küstenwache hat den Kapitän James Cutfield und die acht überlebenden Crew-Mitglieder im Auftrag der Ermittlungsbehörden befragt. Nach den Worten von Staatsanwalt Raffaele Cammarano zeigten sich diese bei der Befragung durch die Behörden "äußerst kooperativ".
Jacht soll geborgen werden
Die "Bayesian" aus dem Meer zu ziehen, könnte den Ermittlern nun helfen, den Unfallhergang zu klären. "Es liegt im Interesse der Eigentümer und Managern des Schiffes, es zu bergen", sagte Behördenleiter Ambrogio Cartosio und fügte hinzu: "Sie haben ihre volle Kooperation zugesichert." Es gebe keine rechtliche Verpflichtung für den Kapitän, die Besatzung und die überlebenden Passagiere, in Italien zu bleiben. Die Behörden erwarteten aber, dass sie bei der Untersuchung kooperierten.
Lynch wollte mit dem Segeltörn im Mittelmeer einen juristischen Erfolg feiern. Der Gründer der britischen Softwarefirma Autonomy war in Kalifornien von deren heutigem Eigentümer Hewlett-Packard verklagt worden, wurde aber im Juni von einer Jury einstimmig freigesprochen. Mit auf dem Boot waren ein Banker von Morgan Stanley, der zu seinen Gunsten ausgesagt hatte, ein Anwalt, der Lynch in dem Prozess vertreten hatte, sowie deren Ehefrauen. Sie alle kamen bei der Havarie um. Insgesamt waren 22 Menschen an Bord der "Bayesian".