IAEA-Chef Grossi "Keine unmittelbare Gefahr" für AKW Saporischschja
Die Internationale Atomenergiebehörde sieht das am Kachowka-Stausee gelegene Atomkraftwerk Saporischschja nicht akut gefährdet. IAEA-Chef Grossi appellierte an Kiew und Moskau, das Kühlbecken des AKW nicht zu beschädigen.
Nach der Zerstörung des südukrainischen Kachowka-Staudamms besteht laut Internationaler Atomenergiebehörde (IAEA) keine unmittelbare Gefahr für das nordöstlich gelegene Atomkraftwerk Saporischschja. In dem von Russland besetzten AKW würden jedoch Maßnahmen zum Weiterbetrieb der Kühlsysteme getroffen, die normalerweise mit dem aufgestauten Wasser gespeist werden, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi in Wien.
"IAEA-Experten am Atomkraftwerk Saporischschja beobachten die Situation genau", teilte Grossis Behörde auf Twitter mit. "Keine unmittelbare Gefahr am Kraftwerk." Wegen des Dammbruchs fällt laut Grossi der Wasserstand in einem Reservoir für die Kühlsysteme, die ein gefährliches Überhitzen der Reaktorkerne und des Atommülls in Saporischschja verhindern. Das Wasser aus dem Reservoir reiche noch für einige Tage. Außerdem stehe ein Kühlbecken neben dem AKW-Gelände zur Verfügung, das weiteres Wasser für einige Monate enthalte.
"Es ist daher unerlässlich, dass dieses Kühlbecken intakt bleibt", warnte Grossi. Es dürfe "nichts geschehen, was seine Unversehrtheit potenziell gefährden könnte", appellierte er an Kiew und Moskau. Er werde das AKW nächste Woche erneut besuchen.
Auch ein Sprecher des russischen Atomkonzerns Rosenergoatom sagte der Agentur Interfax, das AKW am Fluss Dnipro sei von der Zerstörung des Staudamms nicht betroffen.
Seit September sind einige IAEA-Experten permanent als neutrale technische Beobachter in Saporischschja stationiert. Beide Kriegsparteien hatten am frühen Morgen schwere Schäden am Staudamm sowie am Wasserkraftwerk von Nowa Kachowka im von Russland besetzten Teil des Gebiets Cherson gemeldet. Die Ukraine beschuldigte Russland, den Damm gesprengt und so eine mögliche Überschwemmungskatastrophe in Kauf genommen zu haben. Moskau wies das zurück und warf im Gegenzug ukrainischen Truppen vor, die Anlage beschossen zu haben.