Krönung von Charles III. Der heilige Akt der Salbung
Bei der Krönungszeremonie von Charles III. ist der heiligste Teil die Salbung. Sie findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt - und ist ein Ritual, dass die Macht des neuen Regenten zementieren soll.
König ist Charles bereits. Das war er schon in dem Moment, als seine Mutter, Queen Elizabeth II., starb. Warum wird also noch eine Krönung abgehalten?
Der Theologe Dr. George Gross vom Londoner King’s College, der die Geschichte der Krönungen erforscht, erklärt es so: "Eine Krönung macht die Sache amtlich, wenn der Monarch öffentlich als König präsentiert wird."
Dreiteiliger Eid
Drei wesentliche Elemente bestimmen die Zeremonie: Die Salbung, der Eid und die Krönung selbst. Beim dreiteiligen Eid gelobt der Monarch, die Gesetze zu halten, Recht und Gerechtigkeit walten zu lassen, die protestantisch-reformierte Konfession zu bewahren und die Kirche von England als Institution zu schützen.
Der Eid bindet den Monarchen also an den Staat, nimmt ihn aber auch der Kirche und dem Glauben gegenüber in die Pflicht.
Salbung der heiligste Teil
Als heiligster Teil des gesamten Krönungsgottesdienstes gilt die Salbung. Sie findet in Anlehnung an das Alte Testament und die Salbung von König Salomon statt, was auch die traditionelle Krönungshymne "Zadok the Priest" von Georg Friedrich Händel zum Ausdruck bringt.
Die Salbung ist ein religiöser Akt der Heiligung, aber auch der Übertragung und Legitimation von politischer Macht. Letztere besitzen britische Könige heutzutage zwar kaum mehr, aber eine herausgehobene Stellung haben sie nach wie vor. Diese wird durch die Salbung noch verstärkt. Theologe George Gross sagt:
Im religiösen Sinne erhöht man eine Person, ob man sie zum Priester macht, zum Bischof oder zum König, der einem Priester oder Bischof ähnlich ist. Man macht sie damit heilig, quasi heilig. Einige Monarchen dachten, dass sie das göttlich machen würde, andere haben viel weniger damit verbunden. Das hängt von der Person ab. Aber mit der Handlung wird jemand geheiligt, das ist der religiöse Zweck.
Charles, ein gottgegebener König?
Früher wurde die Salbung als sichtbares Zeichen des Gottesgnadentums verstanden. Auf die Frage, ob mit ihr auch heute noch die Annahme einhergeht, dass Charles ein gottgegebener König ist, sagt Theologe Gross: "Gewissermaßen, ja! Die Menschen halten das im 20. und 21. Jahrhundert vielleicht nicht für möglich, aber ich glaube, dass es einen tiefgreifenden Einfluss auf Queen Elizabeth II. hatte."
Sie habe dies als sehr bedeutenden Moment für ihren Glauben empfunden und damit auch für ihren Dienst für das Land. "Der Eid und die Salbung bedeuten eine lebenslange Verpflichtung," so Gross.
Für die Salbung von König Charles wird veganes Olivenöl aus Jerusalem benutzt. In der Vergangenheit sollen die Öle Ambra und Zibet enthalten haben, Substanzen aus dem Verdauungstrakt des Pottwals und der Analdrüse der Zibetkatze. Diese Zeiten sind vorbei.
Salbung hinter Paravent
Woran allerdings auch König Charles festhält, ist, dass die Salbung den interessierten Blicken der Öffentlichkeit verborgen bleibt. Sie wird hinter einem eigens entworfenen Paravent vollzogen.
Für eine Zurschaustellung gilt dieser Moment als zu heilig und intim. Vielleicht geht es aber auch darum, den letzten Rest des Mystischen zu bewahren, das dem Royalen seinen Zauber verleiht.