Nach Krawallen in Großbritannien Tausende protestieren gegen Rassismus
Seit Tagen kommt es in Großbritannien immer wieder zu rechtsextremen Krawallen. Auch für vergangene Nacht hatte die Polizei mit Ausschreitungen gerechnet. Stattdessen kamen am Abend Tausende Briten zu Gegendemonstrationen zusammen.
Nach tagelangen Ausschreitungen rechtsradikaler Gruppen haben in Großbritannien Tausende gegen Rassismus und Hass demonstriert. In mehreren Städten des Landes gingen am Mittwochabend Menschen auf die Straße, darunter in London, Sheffield, Bristol und Brighton.
Die Polizei hatte sich für die Nacht auch auf neue Krawalle von Rechtsradikalen eingestellt und Medienberichten zufolge befürchtet, dass auch Anwaltsfirmen und Beratungsstellen, die Asylbewerber bei ihren Anträgen unterstützen, ins Visier geraten könnten. An manchen Orten wurden zum Beispiel vorsorglich Fensterfronten mit Brettern geschützt.
"Kein Platz für Hass"
Die britische Regierung stellte rund 6.000 Polizisten von Spezialeinheiten in Bereitschaft, um auf die etwa 100 angekündigten Demonstrationen von rechtsradikalen Gruppen und Gegendemonstranten vorbereitet zu sein.
Am Abend kamen aber dann vor allem Gegendemonstranten friedlich zusammen. Auf Plakaten und Schildern forderten sie etwa "No Place for Hate" ("Kein Platz für Hass") oder "Stop the far Right" ("Stoppt die extreme Rechte"). In Liverpool hätten sich mehrere Hundert Menschen versammelt, um ein Zentrum für Asylbewerber zu schützen, meldete die britische Nachrichtenagentur PA. In Birmingham versammelten sich demnach Menschen vor einem Beratungszentrum und protestierten etwa gegen Islamhass.
Ausschreitungen durch Fake News ausgelöst
Hintergrund der rechtsradikalen Ausschreitungen in mehreren britischen Städten ist ein Messerangriff in der nahe Liverpool gelegenen Küstenstadt Southport, bei dem am 29. Juli drei Kinder getötet und zehn weitere Menschen verletzt wurden. Dabei drang der Täter in ein Gebäude ein, in dem gerade ein Ferientanzkurs für Kinder stattfand. Der Angriff erschütterte Großbritannien.
Im Internet kursierten schnell Falschinformationen, denen zufolge es sich bei dem Angreifer um einen muslimischen Asylbewerber gehandelt habe. Die Polizei betont, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen 17-Jährigen handelt, der als Sohn von Ruandern in Großbritannien geboren wurde. Das Motiv ist unklar.
Von den mehr als 400 festgenommenen Randalierern wurden inzwischen bereits etwa 120 angeklagt. Ein Gericht in Liverpool verurteilte drei Männer zu Haftstrafen von 20 Monaten bis drei Jahren.