Nach Unwettern in Griechenland Suche nach Vermissten geht weiter
Tonnen von Schlamm, abgeschnittene Dörfer und sieben Tote - Sturmtief "Daniel" ist zwar abgezogen, doch die Folgen in Griechenland sind katastrophal. Noch immer werden Menschen vermisst. Die Schäden könnten in den Milliarden liegen.
Tagelang hatte sich das Sturmtief "Daniel" über der mittelgriechischen Region Thessalien festgesetzt und ganze Landstriche unter Wasser gesetzt. Nun ist es laut der griechischen Wetterbehörde EMY zwar über Griechenland hinweggezogen, doch die Lage ist in vielen Regionen weiterhin katastrophal.
Mindestens acht Dörfer seien weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten, berichtete der Nachrichtensender ERTnews. Drohnen zeigen, das noch immer ganze Regionen unter Wasser stehen. Zehn Hubschrauber sowie gepanzerte Fahrzeuge sind laut dem Sender derzeit im Einsatz, um Menschen aus abgeschnittenen Regionen und Ortschaften zu retten, darunter Ältere, Kleinkinder, Babys und schwangere Frauen.
Dunkelblau: Überflutete Gebiete, Basierend auf Daten vom griechischen Wetterdienst Meteo, dessen Grundlage sind Satellitendaten von Sentinel-1
Bislang sieben Tote und noch viele Vermisste
Bislang liegt die Zahl der bekannten Todesopfer nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa bei sieben, allerdings gibt es Befürchtungen, dass es mehr Opfer geben könne. Die Rettungskräfte konnten noch nicht in alle Überschwemmungsgebiete vordringen.
Auch wie viele Menschen noch vermisst werden, ist weiterhin unklar. Insgesamt seien bislang etwa 2.000 Menschen gerettet worden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
Viele Tonnen Matsch im Stadtzentrum von Volos
Die Behörden gaben an, in vielen der betroffenen Gebiete sei innerhalb von zwölf Stunden doppelt so viel Regen gefallen wie normalerweise in der Hauptstadt Athen in einem Jahr. In einigen Regionen stand das Wasser demnach mehr als zwei Meter hoch, manche Gebäude stürzten vollständig ein.
Am frühen Morgen wurde auch für die Stadt Larisa Alarm ausgelöst. Dort erreichte der Fluss Pinios einen Pegelstand von 9,5 Metern - normalerweise sind es rund vier Meter, wie die Tageszeitung "Kathimerini" berichtete. Die Feuerwehr evakuierte mehrere Stadtteile, denen Überflutung droht. "Die Situation ist tragisch", sagte eine Einwohnerin dem griechischen Fernsehsender "Open". In ihrem Viertel würden die Pegel "von Minute zu Minute" steigen.
Die Hafenstadt Volos mit rund 150.000 Einwohnern ist weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten, weil Straßen überflutet oder zerstört sind und viele Tonnen Matsch in die Stadt gespült wurden. Das Trinkwasser und auch Nahrungsmittel in Supermärkten gingen zur Neige, berichteten griechische Medien.
Das Ausmaß der Überschwemmungen wird vor allem aus der Luft deutlich. In Palamas werden Bewohner in einem Boot gerettet.
Österreichisches Paar wird vermisst
Landesweit seien rund 72.000 Hektar Fläche überschwemmt worden, teilte der griechische Wetterdienst Meteo mit. Besonders betroffen ist demnach die Gemeinde Karditsa im südwestlichen Thessalien - sie gleiche aktuell einem großen See.
Auch auf der Pilion-Halbinsel ist die Lage schwierig. Dort werden laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA, die sich auf das österreichische Außenministerium beruft, zwei Österreicher vermisst. Ein Vermieter von Ferienwohnungen in der Ortschaft Xinovrysi hatte bereits am Dienstag griechischen Medien gesagt, dass ein junges österreichisches Ehepaar von der Sturzflut erfasst worden und samt Ferienhaus ins Meer gespült worden sei. Seitdem fehle jede Spur vom Paar, das aus Graz stammen soll.
Experten rechnen mit Milliarden-Schäden
Die Höhe der durch die Überschwemmungen entstandenen Schäden ist kaum absehbar - die Hafenstadt Volos verzeichnet gewaltige Infrastrukturschäden. Die gesamte Region Thessalien gilt als die "Kornkammer" Griechenlands, hier stehen die meisten Felder teils meterhoch unter Wasser. Was das für die Landwirte und die Ernte bedeutet, ist noch nicht abzuschätzen. Fachleute sprachen in griechischen Medien von Schäden bei Infrastruktur und Landwirtschaft, die in die Milliarden gehen könnten.
Seit Montag hatte sich das Sturmtief "Daniel" laut der griechischen Wetterbehörde EMY über der mittelgriechischen Region Thessalien festgesetzt und bis Donnerstag angehalten. Die Niederschlagsmengen von "Daniel" übertrafen alles, was griechische Meteorologen bislang gemessen hatten. So fielen örtlich zwischenzeitlich mehr als 700 Liter Wasser je Quadratmeter in weniger als 24 Stunden.