Unwetter in Südosteuropa Weitere Tote nach ungewöhnlich starkem Regen
Im Süden Europas und in der Türkei sind durch die schweren Unwetter weitere Menschen ums Leben gekommen: In der Türkei stieg die Zahl der Toten inzwischen auf sieben. In Griechenland und in Bulgarien gab es ebenfalls Todesopfer.
Bei den starken Regenfällen und Überschwemmungen im Süden Europas und in der Türkei sind weitere Menschen ums Leben gekommen. In der Türkei meldeten die Behörden inzwischen mindestens sieben Tote. Nach Angaben des Gouverneurs von Istanbul starben in der Stadt zwei Menschen. Drei weitere Menschen kamen in der Stadt Kirklareli im Nordwesten des Landes ums Leben, wie der Rettungsdienst mitteilte. Mehr als 30 Menschen wurden demnach verletzt, mehrere Menschen werden noch vermisst.
Durch den Starkregen verwandelten sich die Straßen von Istanbul in reißende Flüsse. Mehr als 1.750 Wohnhäuser und Arbeitsstätten wurden unter Wasser gesetzt, wie das Büro des Gouverneurs mitteilte. Aus einer Stadtbücherei mussten Medienberichten zufolge Dutzende Menschen in Sicherheit gebracht werden. Im Fernsehen und in Online-Netzwerken waren Bilder von Autos und Marktständen zu sehen, die von den Wassermassen fortgespült wurden.
Die starken Regenfälle in der Türkei folgen auf einen besonders trockenen Sommer, in dem der Pegelstand in den Wasserspeichern der 16-Millionen-Einwohner-Stadt Istanbul auf den niedrigsten Stand seit neun Jahren sank.
Schwere Unwetter vor allem in der Mitte Griechenlands
In Griechenland stieg die Zahl der Todesopfer durch die schweren Unwetter auf drei. Dort gab es vor allem in der Mitte des Landes heftigen Regen. In den besonders stark betroffenen Städten und Regionen wurden die Menschen am Abend aufgefordert, ihre Wohnungen und Häuser nicht zu verlassen.
In der Region Thessalien samt der Hafenstadt Volos kam es zu großen Schäden. Dort reichte das Wasser fast bis zu den Dächern geparkter Wagen. Autos wurden von den Wassermassen ins Meer gespült, Keller und Ladengeschäfte liefen voll. Außerdem fiel vielerorts immer wieder der Strom aus. Das Handynetz und das Internet waren ebenfalls betroffen und funktionierten zum Teil nur eingeschränkt oder gar nicht.
Hunderte mussten zudem die Nacht auf der Fähre "Superstar" im Meer vor der Hafenstadt Volos verbringen. Auch am Morgen lag das Schiff noch mehrere Seemeilen vom Hafen entfernt, wie auf der Seefahrts-Plattform Marinetraffic zu sehen war. Medienberichten zufolge hatte die Hafenpolizei von Volos das Anlegen der Fähre untersagt, weil der Hafen zuvor unter Wasser stand und auch die Verkehrssituation in der Stadt so schwierig sei.
Am Flughafen der Insel Skiathos saßen in der Nacht mehrere Hundert Menschen fest, weil die Flieger gestrichen wurden, wie der Sender Skai berichtete. Laut Airport-Sprecher Savvas Karagiannis ist noch unklar, wann der Flughafen wieder vollständig den Betrieb aufnehmen werde. "Es sind unglaubliche Wassermengen runtergekommen, die Zufahrtsstraßen sind gesperrt", sagte er. Die Menschen würden mit Essen und Wasser versorgt.
Vier Tote in Bulgarien
Starkregen und schwere Gewitter gab es auch in Bulgarien. Dort kamen an der südlichen Schwarzmeerküste mindestens vier Menschen ums Leben. Für die Todesopfer wurde in der südöstlichen Gemeinde Zarewo ein Trauertag ausgerufen. In anderen bulgarischen Städten fielen aus Solidarität zahlreiche Feierlichkeiten aus, die für den landesweiten Festtag anlässlich der Wiedervereinigung Bulgariens geplant waren.
Fernsehbilder zeigten Autos und Wohnmobile, die im Badeort Zarewo ins Meer gespült wurden. Die Behörden riefen in der Kleinstadt den Notfall aus und riefen die Menschen auf, sich in höhere Stockwerke zu begeben. In einigen Hotels stand das Wasser im Erdgeschoss.
Wie konnte es zu den heftigen Unwettern kommen?
Nach Angaben von Meteorologen gibt es derart starke Regenfälle normalerweise noch nicht einmal in den Wintermonaten. Viele Experten sagen, sie hätten solche Schauer "noch nie gesehen".
Dass die Unwetter so heftig werden konnten, dafür sieht ARD-Wetterexperte Wolfgang Rossi "drei sehr unglückliche Verknüpfungen". Ein wichtiger Punkt seien die hohen Wassertemperaturen im Mittelmeer, die aktuell bei etwa 30 Grad lägen. "Dieses warme Wasser verdunstet natürlich. Das heißt, die Luft über dem Meer wird immer feuchter, steigt auf und gerät dort in höherer Lage an eine kühlere Luftschicht", erklärt er. "Dort bilden sich dann die Wolken, und diese Wolken sind dann in Richtung Griechenland gezogen."
Durch zwei weitere Faktoren blieben die Wolken dann lange an einer Stelle. Zum einen konnte das Hochdruckgebiet, das über Mitteleuropa liegt, zwei Tiefdruckgebiete und dessen Wolken an ihren Orten festhalten. Zum anderen verhinderten Berge, dass die Wolken weiterziehen konnten. Um aufsteigen zu können, regneten sich die Wolken also an einer Stelle ab.
Die schweren Unwetter sollen vorerst anhalten. Heute und morgen soll es weiter stark regnen, gewittern und stürmen. Erst für Freitag ist eine Entspannung angekündigt.