Inhaftierter US-Journalist in Russland Prozess gegen Gershkovich könnte bald enden
Der Prozess gegen den wegen Spionagevorwürfen inhaftierten US-Journalisten Gershkovich könnte noch diese Woche zu einem Ende kommen. Möglicherweise ist der Grund ein geplanter Gefangenenaustausch.
Die Schlussplädoyers seien für morgen angesetzt, teilte das Gericht am Verhandlungsort Jekaterinburg mit. Ob dann auch ein Urteil verkündet wird, ist allerdings nicht klar.
Der Prozess war erst Ende des vergangenen Monats eröffnet worden - und dann auf Mitte August vertagt worden. Nach einem Antrag der Verteidigung auf einen früheren Termin kam nun der zweite Prozesstag zustande - unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wie üblich bei dieser Art Anklage. Denn Evan Gershkovich wird Spionage vorgeworfen.
Gershkovich drohen bis zu 20 Jahre Haft
Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hatte den Reporter des Wall Street Journals am 29. März 2023 in Jekaterinburg festgenommen. Er soll nach Darstellung der Staatsanwaltschaft versucht haben, für die CIA an geheime Informationen über eine russische Waffenfabrik zu gelangen.
Bei einer Verurteilung drohen dem 32-jährigen bis zu 20 Jahre Haft in einer Strafkolonie. Zuvor hatte aber Russlands Außenminister Sergej Lawrow während einer Presskonferenz gesagt, es liefen vertrauliche Gespräche über einen etwaigen Gefangenenaustausch.
"Die Geheimdienste beider Länder pflegen nach Vereinbarung zwischen den Präsidenten Putin und Biden vom Juni 2021 Kontakte, um zu prüfen, ob jemand gegen einen anderen ausgetauscht werden kann. Es gibt solche Kontakte", so Lawrow. Er hob dabei auch hervor, dass es "unwiderlegbare Beweise" dafür gebe, dass Gershkovich an Spionageaktivitäten beteiligt war. "Mit einem 'Angriff' auf den Journalismus hat das nichts zu tun."
Schnelles Urteil für späteren Gefangenenaustausch?
Möglicherweise sind die vertraulichen Gespräche über einen Gefangenenaustausch auch der wahre Grund dafür, dass die Verhandlung nun schnell zu Ende geht: Sollte Gershkovich Teil eines Gefangenenaustausches zwischen den USA und Russland werden, müsste ihn ein Gericht zunächst verurteilen. Erst nach einem rechtskräftigen Urteil könnte ihn Präsident Wladimir Putin gegebenenfalls begnadigen und Gershkovich freikommen.