Angriff auf Schule in Arras "Barbarischer islamistischer Terrorismus"
Nach dem Messerangriff auf eine Schule in Arras mit einem Toten spricht Frankreichs Präsident von "islamistischem Terror". Ermittelt wird nun gegen einen 20-Jährigen, der als Gefährder bekannt war.
Marius hatte gerade Sportunterricht, als der Alarm losging. Jemand sei in die Schule eingedrungen. Erst habe er noch gedacht, das alles wäre nur eine Übung, berichtet Marius. Aber irgendwann verbreiteten sich dann die ersten Videos, erinnert er sich. "Das war eine ziemlich lange Stunde, in der wir in der Sporthalle eingesperrt waren."
Es habe keine Infos dazu gegeben, was wirklich passiert sei. "Man hat uns sofort in die Umkleiden gebracht, die wurden dann abgeschlossen. Wir sollten nicht gesehen werden und keinen Lärm machen." So berichtet es der Schüler dem Fernsehsender BFM.
Martin Dousseau, Lehrer an der Schule, hat die Attacke ebenfalls miterlebt. Er habe "alles mitbekommen ab dem Moment, als der Angreifer auf den Chefkoch der Schule losging." Dieser sei ebenfalls angegriffen worden. "Ich wollte eingreifen", erzählt der Lehrer "Und dann hat er auch mich verfolgt. Er hatte ein Messer. Ich habe mich verbarrikadiert und später gesehen, wie die Rettungskräfte kamen und er festgenommen wurde."
Macron: "Lassen uns nicht unterkriegen"
Ein anderer Lehrer wurde bei dem Angriff getötet. Drei weitere Personen, darunter eine weitere Lehrkraft und ein Mitarbeiter der Schule, wurden schwer verletzt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reiste am Nachmittag nach Arras. Er verurteilte die Tat als "barbarischen islamistischen Terrorismus". Er sei in Gedanken "natürlich bei der Familie des Lehrers, der heute feige und brutal ermordet wurde", sagte Macron.
Auch sei der Präsident in Gedanken bei der Familie des Mannes und denen der Verletzten. "Ich bin da, um zu zeigen, dass die Nation hinter ihnen steht. Dass wir uns dem Terror entgegenstellen - und uns nicht unterkriegen lassen." Der "schönste Beweis dafür" komme vom Schulrektor, so Macron: "Er hat entschieden, die Schule schon morgen wieder zu öffnen."
Innenminister Gerald Darmanin (links) und Bildungsminister Gabriel Attal (rechts) begleiteten den französischen Präsidenten an das Gambetta-Gymnasium in Arras.
Der mutmaßliche Täter wurde kurz nach der Attacke festgenommen. Er ist um die 20 Jahre alt und kam 2008 aus Tschetschenien nach Frankreich, wie es aus Polizeiquellen heißt. Augenzeugen berichten, dass der junge Mann "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") gerufen habe. Er war den Sicherheitsbehörden als radikalisierter Gefährder bekannt und wurde erst gestern noch kontrolliert. Die Antiterror-Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein.
Höchste Terrorwarnstufe ausgerufen
Am Abend dann Sicherheitssitzung im Élysée-Palast, verschiedene Minister auf allen Kanälen. Innenminister Gérald Darmanin sagte beim Sender TF1, es bestehe vermutlich ein Zusammenhang zwischen dem Angriff und den Ereignissen in Nahost. Die Regierung ruft die höchste Terrorwarnstufe für Frankreich aus. Dadurch können etwa mehr Polizisten mobilisiert werden.
Schule laut Gewerkschaft "kein sicherer, geschützter Raum"
Die Ereignisse in Arras rufen bei vielen Erinnerungen wach, an den Fall des Lehrers Samuel Paty. Vor fast genau drei Jahren war Paty von einem jugendlichen Islamisten ermordet worden. Heute stelle sich einmal mehr die Frage, wie sicher Frankreichs Schulen seien, findet Maxime Reppert. Er vertritt die Lehrergewerkschaft SNALC.
"Natürlich macht einem das Angst. Es macht uns Lehrkräften Angst, den Eltern - aber auch den Schülern", so Reppert. Man habe "hier einmal mehr ein Beispiel dafür", dass die Schule "kein sicherer, geschützter Raum" sei. "Dafür, dass man nicht sicher sein kann, dass die Kinder zu 100 Prozent sicher sind, wenn man sie morgens in der Schule abgibt." Auch Innen- und Bildungsminister waren vor Ort und forderten mehr Sicherheit an den Schulen.
Noch sind viele in Frankreich einfach geschockt. Doch mit Blick auf die Herkunft und den Hintergrund des mutmaßlichen Täters dürfte die Debatte auch schnell politisch werden.