Macron besucht Notre-Dame Der lange Weg des Wiederaufbaus
Vor zwei Jahren brannte in Paris die Kathedrale Notre-Dame. Präsident Macron versprach, sie bis 2024 wieder aufbauen zu lassen. Nun er hat die Baustelle besucht: Gelingt der schnelle Wiederaufbau?
Fotografen begleiten Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron auf die berühmteste Baustelle des Landes. Im dunkelblauen Handwerker-Overall, einen weißen Schutzhelm auf dem Kopf, steht Macron auf einem Baugerüst, das auf dem zu großen Teilen zerstörten Dach der Kathedrale Notre-Dame in Paris angebracht ist. "Wir sehen hier, wie viel in den vergangenen zwei Jahren schon geschafft wurde", sagt Macron. "Sicherungsarbeiten und vor allem auch die Begutachtung der Schäden, was jetzt nicht wirklich sichtbar ist. Und dann natürlich all die Gewerke, die hier arbeiten. Die Gerüstbauer, die Industriekletterer."
Auf den Tag genau vor zwei Jahren hielten Menschen in Frankreich und auf der ganzen Welt den Atem an. Wie gelähmt saßen sie vor ihren Fernsehbildschirmen und sahen Notre-Dame, die berühmte Pariser Kathedrale, brennen. Der charakteristische Spitzturm ging in Flammen auf und stürzte ins Dach der Kathedrale. Kurz nach dem Brand kündigte Frankreichs Präsident an, Notre-Dame solle in fünf Jahren wieder stehen.
200 Tonnen Stahl, von Hand abgetragen
Vor allem die Kletterer haben in den vergangenen zwei Jahren Immenses geleistet. Mit Seilen gesichert, hingen sie über Monate frei über einem Baugerüst, das beim Brand vollständig eingeschmolzen war. Einen Knoten aus mehr als 200 Tonnen Stahl haben sie vorsichtig und von Hand auseinander geschweißt. Stück für Stück wurde er abgetragen.
Die Angst war groß, dass ein einzelnes, instabiles Gerüstteil fallen und die gesamte Kathedrale mit sich reißen könnte. Seitdem das Gerüst vom Dach ist, ist Notre-Dame nicht mehr einsturzgefährdet.
"Wie geht es jetzt in den kommenden Monaten weiter?", fragt Macron einen der Bauleiter. "Sobald im Inneren der Kathedrale die Gewölbe gesichert sind, können wir einen großen Schirm über das Loch im Dach spannen", antwortet dieser. "Der Schirm wird auf Schienen gesetzt und kann dann das Innere der Kathedrale vor Regen schützen."
Originalgetreue Rekonstruktion
Meterdicke Holzbalken sind erst an zehn von 60 Gewölben angebracht. Die Sicherungsarbeiten im Inneren von Notre-Dame dauern mindestens noch bis zum Sommer. Erst danach kann der eigentliche Wiederaufbau beginnen.
Präsident Macron hatte sich zunächst für einen teilweise modernen Wiederaufbau ausgesprochen, war dann aber zurückgerudert. Die Kathedrale solle originalgetreu aufgebaut werden, sagt Général Jean-Louis Georgelin, der Beauftragte für den Wiederaufbau: "Wir haben unser Konzept für den Wiederaufbau vorgelegt. Der Spitzturm, gebaut von Violet Le Duc, soll originalgetreu rekonstruiert werden", sagt Georgelin. "Den Dachstuhl werden wir wieder mit Blei verkleiden und der Dachstuhl selbst wird wieder aus Holz sein."
Dauer des Wiederaufbaus unklar
An der Wahl der Materialien gibt es durchaus Kritik. Der Dachstuhl von Notre-Dame ist fast völlig abgebrannt, weil er aus Holz war. Das giftige Blei, das dabei freigesetzt wurde, hatte die Kathedrale und Teile der Umgebung kontaminiert. Noch immer laufen die Reinigungsarbeiten und verzögern den Wiederaufbau. Der soll in großen Teilen bis 2024 abgeschlossen sein. Das zumindest hatte Macron kurz nach dem Brand angekündigt.
Beim Baustellenbesuch bekräftigt der Präsident nun noch einmal: "Wir schauen heute auch auf die kommenden drei Jahre. Sie machen ihre Arbeit gründlich und professionell, aber wir müssen auch unsere gesetzten Ziele erreichen."
Fachleute allerdings glauben nicht, dass am fünften Jahrestag des Brands auch nur Teile der Kathedrale offen sein werden. Frühestens im Dezember 2024 könnte das der Fall sein. Und bis Notre-Dame wieder so steht, wie sie vor dem Feuer war, wird es mindestens noch zehn bis 15 Jahre dauern.