Frankreich Polizei verhindert Anschlag auf Synagoge
In Frankreich hat die Polizei einen Mann erschossen, der einen Anschlag auf eine Synagoge verüben wollte. Er habe Feuer an dem Gebäude gelegt und sei bewaffnet gewesen. Der Getötete war laut Polizei seit knapp einem Jahr ausreisepflichtig.
Die Polizei im nordfranzösischen Rouen hat nach Behördenangaben einen Brandanschlag auf eine Synagoge verhindert und den bewaffneten Tatverdächtigen erschossen. Der Mann habe offensichtlich versucht, die Synagoge in Brand zu setzen und sei von den Einsatzkräften getötet worden, schrieb Innenminister Gérald Darmanin im Onlinedienst X. Er lobte die Beamten für "ihre Reaktionsfähigkeit und ihren Mut".
Mit Messer und Eisenstange bewaffnet
Die Polizei teilte mit, sie sei am frühen Morgen alarmiert worden, weil Rauch aus der Synagoge in der Hauptstadt der nordfranzösischen Region Normandie aufgestiegen sei. Vor Ort sei ein Mann auf die Beamten zugestürmt, der mit einem Messer und einer Eisenstange bewaffnet gewesen sei. Nachdem der Mann nicht auf Warnungen reagiert habe, habe der bedrohte Polizist fünf Schüsse abgegeben und den Mann viermal getroffen.
Der Bürgermeister von Rouen, Nicolas Mayer-Rossignol, sagte, es werde vermutet, dass der Mann über einen Müllcontainer in die erste Etage geklettert sei und eine Art Molotow-Cocktail in die Synagoge geworfen habe. Der Brandsatz habe ein Feuer ausgelöst und erheblichen Schaden verursacht. Es sei aber niemand verletzt worden. "Wenn die jüdische Gemeinde angegriffen wird, ist das ein Angriff auf die nationale Gemeinschaft, ein Angriff auf Frankreich, ein Angriff auf alle französischen Bürger", sagte er. "Es ist ein Schrecken für die ganze Nation."
Die Synagoge in Rouen: Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel sind die Zahlen antisemitischer Straftaten explodiert.
Informationen zu Identität des Angreifers
Auch laut der Präsidentin der jüdischen Gemeinde von Rouen, Natacha Ben Haïm, ist der Schaden in der Synagoge groß. Viele Möbel seien beschädigt, die Wände seien schwarz. Rabbiner Schmuel Lubecki sagte, er hoffe, dass die Thorarollen nicht betroffen seien. "Sie sind das Wichtigste, was es in der Synagoge gibt." Die Gemeinde, der laut Lubecki bis zu 200 Familien angehören, sei "erschüttert".
Am Nachmittag gab die Polizei erste Erkenntnisse zur Identität des getöteten Tatverdächtigen bekannt. Der Mann sei seit "weniger als einem Jahr" ausreisepflichtig gewesen, hieß es aus Ermittlerkreisen. Die Anordnung habe aber nicht durchgesetzt werden können, weil er Berufung gegen die Ausweisungsanordnung einlegte.
Antisemitische Straftaten stark zugenommen
Die Staatsanwaltschaft in Rouen leitete zwei getrennte Untersuchungen zu dem Vorfall ein. Es werde wegen Brandstiftung und Gewalt gegen Amtspersonen ermittelt, sagte Staatsanwalt Frédéric Teillet. Zudem sollen die Umstände des Todes des Verdächtigen ermittelt werden - ein in solchen Fällen in Frankreich übliches Verfahren.
In Frankreich lebt die größte jüdische Gemeinschaft außerhalb Israels und der USA. Zugleich ist das Land Heimat von Europas größter muslimischer Gemeinde. Antisemitische Straftaten haben in Frankreich seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen stark zugenommen: Laut Regierungsangaben wurden in Frankreich im ersten Quartal landesweit 366 antisemitische Vorfälle registriert; ein Anstieg um 300 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023. Zudem gab es in den vergangenen Monaten zahlreiche propalästinensische Proteste in Frankreich.
Anfang der Woche hatten Unbekannte in Paris das nationale Holocaust-Mahnmal geschändet, indem sie rote Graffiti in Form von Händen an die Schoah-Gedenkstätte sprühten. Innenminister Darmanin hatte im April die Präfekten der Departements angehalten, die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Gebetsstätten sowie vor konfessionellen Schulen zu verstärken.