Judenfeindliche Taten Mehr Antisemitismus-Fälle in Frankreich und Belgien
Im vergangenen Jahr hat die Zahl antisemitischer Vorfälle in Frankreich extrem zugenommen. Der jüdische Dachverband sprach von einer "Explosion" judenfeindlicher Taten seit Beginn des Gazakrieges. Auch Belgien registrierte eine starke Zunahme.
In Belgien und Frankreich ist die Zahl antisemitischer Vorfälle nach dem Beginn des Gazakrieges dramatisch gestiegen. In Frankreich registrierten das Innenministerium und der Schutzdienst der jüdischen Gemeinschaft (SPCJ) im vergangenen Jahr 1.676 antisemitische Vorfälle. Im Jahr 2022 waren es 436.
Der Rat jüdischer Institutionen in Frankreich (Crif), die wichtigste jüdische Interessenvertretung im Land, erklärte, in den drei Monaten nach Beginn des Konflikts am 7. Oktober seien genauso viele antisemitische Vorfälle registriert worden wie in den drei Jahren davor insgesamt. Im vergangenen Jahr richteten sich knapp 58 Prozent der Vorfälle gegen Einzelpersonen. Dazu gehörten körperliche Gewalt, Drohungen und Gesten.
"Täter werden immer jünger"
An den Schulen sei die Zahl antisemitischer Handlungen geradezu explodiert. "Die Täter, die antisemitische Übergriffe begehen, werden immer jünger", erklärte der Rat. "Die Schule ist nicht länger ein Zufluchtsort."
Der 7. Oktober habe "wie ein Katalysator des Hasses gewirkt, indem er einen latenten Antisemitismus aktiviert hat", sagte Crif-Präsident Yonathan Arfi. Außerdem seien die Hemmschwellen gesunken.
Hassbotschaften und Holocaust-Leugnungen
In Belgien erklärte die unabhängige Antidiskriminierungsstelle Unia, sie habe in den beiden Monaten nach Beginn des Gazakrieges 91 Berichte über Antisemitismus erhalten, verglichen mit 57 im gesamten Jahr 2022. In den meisten Fällen habe es sich um Hassbotschaften gehandelt, meist im Internet, aber auch im öffentlichen Raum.
Die Zahl umfasse auch Holocaust-Leugnungen, Schläge, Graffitis und die Entweihung Dutzender Gräber auf einem Friedhof bei Charleroi. Im gleichen Zeitraum registrierte Unia nach eigenen Angaben acht Fälle von Diskriminierung oder Hassreden gegen Menschen palästinensischer oder arabischer Herkunft oder gegen den Islam.
Im Zuge des Gazakrieges wurde in zahlreichen Ländern ein Anstieg antisemitischer Taten registriert. Zeitgleich kam es auch zu einer Zunahme islamfeindlicher Taten.