ESA-Jahrespressekonferenz Große Ambitionen und reale Probleme
Eismonde des Jupiter erforschen und "dunkle Materie" untersuchen: Die europäische Weltraumorganisation ESA hat große Pläne - aber auch einige Probleme, wie auf der Jahrespressekonferenz klar wurde.
"Juice" und "Euklid" - so heißen zwei der wohl ambitioniertesten Projekte der Europäischen Weltraumagentur ESA für 2023. Bei "Juice" geht es darum, drei Monde des Jupiter zu erforschen: nämlich Ganymed, Callisto und Europa.
"Die haben eine sehr dicke Eisschicht und eine sehr tiefe Ozeanschicht. Ganymed hat wahrscheinlich einen Felskern, aber das wissen wir noch nicht genau. Während Europa wiederum wahrscheinlich einen Eiskern unter dem Wasser hat. Das sind Annahmen, die wir heute haben - die wir aber noch bestätigen müssen", sagt ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher bei der Jahrespressekonferenz in Paris und ergänzt: "Das ist so spannend herauszufinden, wie diese Eismonde aufgebaut sind und ob die bewohnbar gewesen wären." Der Start der "Juice"-Mission ist für April geplant.
Den Klimawandel besser verstehen
Das zweite Projekt - "Euklid" - ist ein Weltraum-Teleskop, das sogenannte "dunkle Materie" und "dunkle Energie" erforschen soll. Das Teleskop soll Anfang des Sommers vom US-amerikanischen Weltraum-Bahnhof Cape Canaveral aus ins All starten.
Auch das Erdbeobachtungsprogramm der ESA wird 2023 weiterhin eine zentrale Rolle spielen: mit einer neuen Generation von Satelliten, wie zum Beispiel der Sonde "EarthCare". Die so gesammelten Daten könnten am Ende helfen, Wettervorhersagen präziser zu machen - und nicht zuletzt den Klimawandel besser zu verstehen.
"Wir als ESA führen Missionen durch. Wir bauen Satelliten und bringen diese ins All - und wir verteilen die Daten an die, die sie brauchen: an Forschende, die daraus Modelle erstellen. Aber auch an die Bürger, die dadurch erfahren, ob die Luft verschmutzt ist oder nicht", sagt Simonetta Cheli, Direktorin der Erdbeobachtung bei der ESA.
Problem: Trägerraketen fehlen
Die ehrgeizigen Projekte der ESA treffen aber weiterhin auf ein großes Problem: die Krise im Sektor der Trägerraketen. 2023 sollen die letzten beiden Flüge der "Ariane 5" starten - und die ESA hat große Schwierigkeiten, eine Nachfolge an den Start und ihre Technik ins All zu bringen.
ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher nennt drei Hauptgründe für die Schwierigkeiten: "Das eine ist natürlich der Krieg in der Ukraine, durch den wir den Zugang zu den russischen "Sojus"-Raketen verloren haben. Das andere ist die Verzögerung bei "Ariane 6" und der neuerliche Fehlstart von "Vega C". Wir müssen stärker aus dieser Krise herauskommen."
"Vega C" ist eine neue Transportrakete und die Nachfolgerin der "Vega"-Rakete, die seit 2012 leichte Satelliten ins All bringt. Erst im vergangenen Dezember war ein Flug der "Vega C" gescheitert.
Eines der wichtigsten Ziele der ESA ist es, Europa unabhängiger zu machen, was den Zugang zum Weltraum betrifft. Dieses Ziel ist sowohl ein wirtschaftliches als auch ein politisches. Eines, das auch der deutsch-französische Ministerrat nochmal hervorgehoben hatte.