Pandemie-Folgen Einsamer durch Corona
Einer Studie der EU-Kommission zufolge hat sich vor allem bei jungen Erwachsenen das Einsamkeitsgefühl während der Corona-Pandemie verstärkt. Bei Singles stieg das Einsamkeitsempfinden besonders an.
Während der Corona-Krise hat sich die Häufigkeit von Einsamkeitsgefühlen unter EU-Bürgern verdoppelt. Das geht aus einer Studie des wissenschaftlichen Dienstes der EU-Kommission hervor. Demnach gaben 2016 rund zwölf Prozent der EU-Bürger an, sich mehr als die Hälfte der Zeit einsam zu fühlen. Dieser Anteil stieg in den ersten Monaten der Pandemie auf 25 Prozent.
Laut der Studie zeigten sich unterschiedliche Entwicklungen des Einsamkeitsempfindens sowohl in den Altersgruppen als auch in europäischen Regionen. Während vor der Pandemie hauptsächlich ältere Menschen unter Einsamkeit litten, vervierfachte sich in den Monaten April bis Juli 2020 der Anteil der 18- bis 25-Jährigen, die angaben, sich lange Zeit einsam zu fühlen, auf 36 Prozent.
Deutlicher Anstieg in Deutschland
Auch unter Singles stieg während Ausgangssperren das Einsamkeitsempfinden um 26 Prozentpunkte an. Bei Menschen mit Partnern beziehungsweise Kindern stieg der Wert nur um neun Prozentpunkte.
Im Ländervergleich wuchs die Einsamkeit vor allem in Nordeuropa: In Staaten wie Norwegen und Schweden erklärten 2016 rund sechs Prozent der Bevölkerung, sich mehr als die Hälfte der Zeit einsam zu fühlen, in Südeuropa 13 Prozent. In den ersten Pandemie-Monaten stiegen die Werte europaweit auf 22 bis 26 Prozent. In Deutschland stieg der Anteil von 8,8 auf 24,5 Prozent.
Keine bedeutenden Unterschiede zeigten sich hingegen im Geschlechtervergleich oder zwischen Stadt und Land. Außerdem ergab die Untersuchung, dass Wohlstand und Gesundheit gegen Einsamkeit schützen.
Kommissionsvize verlangt Gegenmaßnahmen
Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Dubravka Suica, verlangte angesichts der Ergebnisse Gegenmaßnahmen. Wissenschaftliche Befunde legten nahe, dass Einsamkeit den sozialen Zusammenhalt und das Vertrauen in die Gemeinschaft, aber auch die Wirtschaftsleistung schwächen könne, erklärte die für Demokratie und Demografie zuständige EU-Kommissarin.
Für die Studie werteten die Forschenden Interviews und vorhandene Daten aus. Allerdings wurden die Befragungen 2016 und 2020 verschieden durchgeführt. Das schränkt ihre Vergleichbarkeit ein. 2020 beantworteten die Befragten von sich aus online Fragen. Insbesondere ältere Teilnehmer an einer Online-Befragung seien aber mutmaßlich stärker mit sozialen Medien verbunden als andere Menschen - und damit weniger einsam als der Durchschnitt.