Jugendliche und der D-Day Welche Landung in der Normandie?
Mehr als die Hälfte der britischen Jugendlichen weiß nicht, was am D-Day geschah. Veteranen sprechen in Schulen, doch es gibt nicht mehr viele von ihnen. Historiker und Organisationen versuchen, die Erinnerung wachzuhalten.
Die Kingsford-Schule liegt im Osten Londons - dort ist das Interesse von Schülerinnen und Schülern an den Ereignissen vor 80 Jahren groß. Sie sprechen mit dem ehemaligen Panzerfahrer Richard, der damals in Frankreich dabei war. Ein Jugendlicher will wissen, wie das so war in einem Panzer. Und Richard antwortet, es sei vor allem eng gewesen. Da sei nicht viel Platz - und es rieche.
Es wird gelacht in der Runde, ein wenig englischer Humor tut bei diesem Thema ganz gut. Doch die Schüler werden ganz ruhig, als ein Veteran sehr nüchtern schildert, wie die Kugeln über ihre Köpfe flogen, als sie bei der Landung den Strand hochlaufen mussten und die Deutschen das Feuer eröffneten.
Viele Jugendliche tief bewegt
Eine Generation, die in Frieden groß geworden ist, die Krieg aus Filmen und Computerspielen kennt, ist tief bewegt von der Erzählung - obwohl die Ereignisse 80 Jahre zurückliegen. Viele junge Erwachsene in Großbritannien hatten nicht die Möglichkeit, mit Veteranen zu sprechen oder sind grundsätzlich gelangweilt von Geschichte, haben den Eindruck, dass das sehr lange her ist, dass die Bedeutung für die Gegenwart schwindet.
Kaum Wissen über D-Day
Eine Studie der Organisation zum Erhalt der Kriegsgräber, der Commonwealth War Graves Commission, ergab, dass weniger als die Hälfte der 18- bis 34-Jährigen wissen, was am D-Day geschah.
Einer von zehn Befragten sagte, die Veranstaltungen zum Gedenken der Landung der Alliierten in der Normandie seien langweilig, wiederholten sich. Ein Drittel antwortete, das Geld solle doch besser für andere soziale Zwecke ausgegeben werden.
Der Begriff D-Day steht im angelsächsischen militärischen Sprachgebrauch grundsätzlich für einen Tag, an dem eine militärische Operation beginnen soll, deren Datum entweder noch nicht genau bestimmt ist oder geheim bleiben soll. Er wurde erstmals im Ersten Weltkrieg durch die US-Armee verwendet. Die genaue Bedeutung des "D" ist umstritten. Ergänzt wird der D-Day durch den Terminus H-Hour, der für die Anfangsstunde der Operation steht.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird D-Day vor allem mit der Landung der alliierten Truppen in der Normandie während des Zweiten Weltkriegs verbunden. Vom 5. auf den 6. Juni 1944 setzten die Alliierten mit einem großen Aufgebot an Soldaten, Schiffen und Flugzeugen über den Ärmelkanal und eröffneten in Frankreichs Westen eine weitere Front gegen die deutschen Truppen. Der Angriff auf die überraschte Wehrmacht gilt als eines der wesentlichen Ereignisse bei der Befreiung Europas von der NS-Herrschaft.
Flamme der Erinnerung
Politiker, Historiker und Pädagogen kennen das Problem. Durch besondere Aktionen soll das Andenken erhalten werden. Die Flamme der Erinnerung soll weitergegeben werden. So muss man ein Aktion lesen, die Mitte Mai in London startete. Dort gab Premier Rishi Sunak eine Fackel weiter, die von Veteranen, dienenden Soldaten und jungen Menschen durchs ganze Land getragen wurde und zum Stichtag in die Normandie gebracht wird.
In England haben neue Ausstellungen eröffnet, teils mit einem neuen Ansatz, um Interesse zu wecken für die Ereignisse in der Normandie vor 80 Jahren und die Vorbereitung dieser riesigen Militäroperation. D-Day in 80 Objekten heißt ein Projekt. Zu sehen sind etwa ein Landungsboot, Originalkarten von damals und der Brief eines kanadischen Soldaten, der schildert, wie er den Tag der Landung erlebte.
Dankbriefe an Veteranen
Doch das Gedenken wird auch auf ganz anderer Ebene getragen: Bei einer Veranstaltung in Dorset, im Süden des Landes, führte ein Sammler einen Panzer vor, der auch vor 80 Jahren bei der Landung zum Einsatz kam. Und Dinah Johnson, auch aus Dorset, rief dazu auf, Dankbriefe an Veteranen zu schreiben. Viele folgten dem Aufruf und schrieben ein paar Zeilen. Doch gerade junge Menschen anzusprechen, dürfte eine große Herausforderung bleiben.