Bulgarien zum Gaslieferstopp Ende der freundlichen Töne gen Moskau
Bulgariens Ministerpräsident Petkov greift Moskau nach dem Gaslieferstopp scharf an. Das Handeln Putins und Gazproms sei "organisierte Kriminalität". Bulgarien lasse sich nicht erpressen und helfe "allen Nachbarn".
Bulgarien - traditionell eher russlandfreundlich, aber nur bis Putin die Ukraine angriff - schickt eine klare Botschaft nach Moskau: Wir sind nicht erpressbar. Im Gegenteil: Auch wenn der Gaslieferstopp des russischen Staatskonzerns Gazprom über Nacht und etwas überraschend kam, Bulgariens Regierung sei vorbereitet gewesen auf dieses Szenario. Das sagt Kiril Petkov, der neue Reform-Ministerpräsident. Er regiert erst seit vergangenem Dezember. Es werde keine Probleme geben für die Verbraucher, verspricht er. Sein Energieministerium habe einen Aktionsplan, es gebe Alternativen.
Heizperiode in Bulgarien ist vorbei
Obwohl 90 Prozent der bulgarischen Gaslieferungen aus Russland kommen, bis jetzt. Damit wird vor allem geheizt - aber der Winter ist vorbei in Bulgarien. Womit sich schon mal die Hälfte des Gasverbrauchs aktuell einsparen lässt.
Im Juni soll außerdem der lange vorbereitete Anschluss ans Gasnetz im Nachbarland Griechenland fertig sein. Und ein paar wenige Gasreserven hat Bulgarien auch noch in den Speichern.
Solange er im Amt sei, sagt Bulgariens Energieminister Alexander Nikolov, werde er jedenfalls nicht erlauben, dass Bulgarien von Russland mit einem Energielieferstopp als Geisel genommen werde. Langfristige Auswege suche das EU-Land Bulgarien gemeinsam mit der Europäischen Kommission.
Bulgarien: Russland nennt keine Gründe
Mit dem jetzigen Lieferstopp breche Gazprom geltende Verträge. Zudem seien auch keine Gründe genannt worden, warum außer Polen jetzt auch Bulgarien plötzlich nicht mehr beliefert werde. Bulgarien habe pünktlich bezahlt, wenn auch nicht wie gewünscht auf die neuen Gazprom-Sonderkonten und in Rubel.
Da sieht Nikolov Klärungsbedarf bei Gazprom: "Was das Bezahlen betrifft, gibt es klare Regeln. Es gibt eigentlich kein Rubel-Problem, es gibt ein Problem beim Zahlungsmechanismus - und bei dessen Kontrolle."
So weit zum Geschäft. Politisch ist Nikolovs Aussage klar und deutlich. "Bulgarien ist ein loyaler Partner für alle benachbarten Länder - Bulgarien ist nicht Russland", sagt er. "Wenn wir die Möglichkeit haben, zu helfen, dann helfen wir, allen Nachbarn." Er meint die Ukraine.
Und Petkov legt nach: "Wir werden uns nicht an dieser organisierten Kriminalität beteiligen." Adressat: Gazprom, Putin, Russland.
Unstimmigkeiten in Koalition
Vorbei ist es also mit diplomatischer Zurückhaltung. Und das auch mit Blick auf die eine von vier Regierungsparteien, die ehemaligen bulgarischen Kommunisten. Die nämlich drohen mit dem Ausstieg aus der Regierung, sollte Bulgarien Waffen an die Ukraine liefern. Der Ton verschärft sich, auch in Sofia.