Die BKA-Kampagne "Identify me" Wer sind die toten Frauen?
Das BKA und die Polizeibehörden in Belgien und den Niederlanden machen mit der Kampagne "Identify me" auf 22 Mordfälle aufmerksam, bei denen weibliche Opfer bis heute nicht identifiziert werden konnten - und bitten um Hilfe.
Im Oktober 2001 findet ein Pilzsammler im Moorgebiet Worringer Bruch am Rande von Köln die fast vollständig skelettierte Leiche einer jungen Frau. Wer sie ist, woher sie stammt, ist bis heute unklar. Aber ihre äußere Erscheinung konnte die Polizei rekonstruieren.
Zum Zeitpunkt ihres Todes sei die Frau 20 bis 30 Jahre alt gewesen, war 1,60 bis 1,70 Meter groß und hatte "kurze, stark gekräuselte schwarze Haare mit eingearbeitetem schwarzen Echthaar und auffallend gute Zähne." Wer kennt diese Frau, fragt das Bundeskriminalamt auf einer eigens dafür eingerichteten Homepage und hofft nach mehr als 20 Jahren auf neue Hinweise zu insgesamt sechs ungeklärten Kriminalfällen in Deutschland.
Dazu zählt auch der sogenannte "Bergfeld-Mord" in der Nähe von Iserlohn. 1997 stieß dort ein Motorradfahrer beim Crossen in einem Waldstück auf eine nicht identifizierbare Frauenleiche. Laut BKA wurde dieses Opfer vergewaltigt, gewürgt, anschließend mit Benzin übergossen und in Brand gesetzt.
Grenzüberschreitender Fahndungsaufruf
Mit ihrer Kampagne "Identify me" machen das BKA und die Polizeibehörden in Belgien und den Niederlanden auf insgesamt 22 Mordfälle aufmerksam, bei denen die weiblichen Opfer bis heute nicht identifiziert werden konnten.
Die Mädchen und Frauen wurden erschossen, erstickt oder niedergestochen, ihre Leichen verbrannt oder in Beton gegossen und in einem Fluss versenkt. Die Ermittler gehen davon aus, dass die meisten Opfer aus dem Ausland stammen. Das würde erklären, warum sie im Umfeld der Tatorte von niemandem vermisst wurden, so die Polizei.
"Geben Sie diesen Frauen ihre Identität zurück"
Sechs prominente Frauen aus den drei beteiligten Ländern unterstützen den grenzüberschreitenden Fahndungsaufruf mit einem eindringlichen Video-Appell in den sozialen Medien, unter ihnen "Game-of-Thrones"-Darstellerin Carice van Houten, die Schauspielerin Veerle Baetens und aus Deutschland Boxweltmeisterin Regina Halmich sowie die Sportmoderatorin Katrin Müller Hohenstein.
"Irgendwo auf der Welt müssen diese Frauen und Mädchen Familien und Freunde haben, Geschwister, Väter und Mütter, vielleicht auch Kinder", sagt Müller Hohenstein in dem BKA-Video. "Sie verdienen Antworten."
Und Regina Halmich fügt hinzu: "Sie können helfen. Geben Sie diesen Frauen ihre Identität zurück. Lassen Sie diese Mädchen nicht in Vergessenheit geraten."
Bereits Dutzende Fälle doch noch gelöst
Vorrangiges Ziel der Kampagne sei es tatsächlich, die Identität der Opfer zu klären, sagt die niederländische Polizei. In einigen Fällen habe dies allerdings auch schon zur Ergreifung der Täter geführt.
Allein in Amsterdam sind demnach in den vergangenen zehn Jahren 41 von 100 sogenannten Cold-Case-Fällen doch noch gelöst worden. Hinweise werden auf der Internetseite des BKA und in jeder Polizeidienststelle entgegengenommen.
Die Behörde ruft eindringlich zur Hilfe auf: "Bitte helfen Sie uns, die Frau zu identifizieren und ihren Mörder zu finden. Nicht nur aufgrund der Belohnung von 5000 Euro, sondern auch, weil die Frau selbst es verdient, nicht vergessen zu werden."