Raketenfund auf Staatsgebiet Belarus spricht von möglicher Provokation
Nach dem Abschuss einer Rakete im Westen von Belarus spricht Minsk von einer möglichen Provokation Kiews - und bestellt den ukrainischen Botschafter ein. Kiew bietet an, sich an der Untersuchung des Vorfalls zu beteiligen.
Das Verteidigungsministerium in Minsk hat nach dem Fund einer Flugabwehrrakete auf belarusischem Staatsgebiet von einer möglichen Provokation Kiews gesprochen.
"Entweder wurde die ungelenkte Flugabwehrrakete wegen der schlechten Ausbildung der Mannschaft unabsichtlich abgefeuert, oder die Rakete war defekt, oder aber es handelt sich um absichtliche Provokation der ukrainischen Streitkräfte", sagte der Chef der belarusischen Flugabwehr, Kirill Kasanzew, in einer im Nachrichtenkanal Telegram verbreiteten Stellungnahme des Ministeriums.
Rakete über Westbelarus abgefangen
Russland äußerte sich indes "äußerst besorgt" wegen der Rakete. Das russische und das belarusische Militär stünden in ständigem Kontakt miteinander, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Ein vertrauensvoller Dialog beider Seiten gewährleiste den Austausch sensibelster Informationen, sagte er, ohne Details zu nennen.
Russland hat in Belarus Tausende von Soldaten und viel Militärtechnik stationiert. Staatsmedien in der belarusischen Hauptstadt Minsk hatten berichtet, dass eine vom Flugabwehrsystem S-300 abgeschossene Rakete gestern gegen Vormittag auf belarusisches Staatsgebiet gefallen sei. Kasanzews Angaben nach wurde sie über dem Landkreis Iwanawa im westbelarusischen Gebiet Brest abgefangen.
Minsk beruft ukrainischen Botschafter ein
Wegen des Vorfalls wurde in Minsk bereits der ukrainische Botschafter einberufen. Kiew seinerseits hat die Bereitschaft erklärt, an der Aufklärung des Vorfalls mitzuarbeiten.
Die Ukraine hatte gestern einen massiven russischen Raketenangriff abgewehrt. Ein Teil der russischen Raketen traf dabei auch Objekte im westukrainischen Gebiet Lwiw. "Daher ist auch eine Provokation von Seiten des Terroristen-Staats Russland nicht auszuschließen, der eine Flugroute seiner Marschflugkörper so ausgewählt hat, um ihren Abschuss im Luftraum über Belarus zu provozieren", hieß es in einer Erklärung des ukrainischen Verteidigungsministeriums.
Sorge vor Angriff aus Belarus
Das wäre ein ähnlicher Vorfall wie im November, als polnisches Gebiet getroffen wurde. In der Ukraine sind die Sorgen groß, dass Russland von Belarus aus einen neuen Angriff starten könnte.
Ein solcher Vorfall könnte von Belarus und Russland daher als Vorwand genutzt werden, um von dort aus wieder aktiv zu werden.