Kreditvermittlung an Johnson BBC-Vorsitzender Sharp tritt zurück
Vor seiner Ernennung zum BBC-Vorsitzenden verhalf Richard Sharp dem damaligen Premier Boris Johnson zu einem Privatkredit. Dass er diesen möglichen Interessenkonflikt nicht offenlegte, hat nun Folgen: Sharp trat nach massiver Kritik zurück.
Der Vorsitzende der britischen BBC, Richard Sharp, ist nach Kritik an seiner Rolle bei der Vermittlung eines Kredits an den damaligen Premierminister Boris Johnson zurückgetreten. Er habe unbeabsichtigt gegen Regeln verstoßen, erklärte Sharp. Er verlasse seinen Posten, um Schaden für den britischen TV- und Radiosender zu verhindern. Sharp kündigte an, seinen Posten bis Ende Juni weiterzuführen, während der Sender die Nachfolge regelt.
Ein nun veröffentlichter Untersuchungsbericht kommt zu dem Schluss, Sharp habe mögliche Interessenkonflikte nicht offengelegt, bevor er zum Verwaltungsratschef der öffentlich-rechtlichen Anstalt ernannt wurde. Sharp habe einem Parlamentsausschuss, der seine Nominierung Anfang 2021 überprüft hatte, die möglichen "Interessenkonflikte" nicht mitgeteilt, erklärte der Anwalt Adam Heppinstall in dem von der Regierung in Auftrag gegebenen Gutachten. Es könne der Eindruck entstehen, dass Sharp den BBC-Posten bekam, "weil er den ehemaligen Premierminister in einer privaten Finanzangelegenheit unterstützt hat", stellte Heppinstall fest. Sharp betonte in diesem Zusammenhang erneut, der Verstoß sei "unbeabsichtigt und nicht wesentlich" gewesen.
Ernennung kurz nach dem Kredit
Sharp hatte Ende 2020 dem amtierenden Regierungschef Johnson dabei geholfen, einen vom kanadischen Geschäftsmann Sam Blyth gewährten Privatkredit über bis zu 800.000 Pfund zu erhalten. Kurz danach wurde Sharp auf Empfehlung der Regierung zum BBC-Vorsitzen ernannt.
Sowohl Johnson als auch Sharp hatten in diesem Zusammenhang Vorwürfe der Vetternwirtschaft zurückgewiesen. Sharp betonte, in die Abwicklung des Geschäfts nicht eingebunden gewesen zu sein. Er habe lediglich den späteren Kreditgeber Blyth einem Regierungsbeamten vorgestellt. Blyth sei ein alter Freund und außerdem ein entfernter Verwandter Johnsons. Sharp besteht darauf, dass er den BBC-Posten nicht als Gegenleistung für seine Rolle bei der Anbahnung des Kredits bekommen hat.
Opposition hatte Rücktritt verlangt
Die oppositionelle Labour-Partei hatte nach Bekanntwerden des Vorgangs Sharps Rücktritt gefordert. Dessen Position werde zunehmend unhaltbar, hatte Labour-Chef Keir Starmer erklärt. Viele Menschen fragten sich, warum Sharp noch immer im Amt sei.
Zuletzt war auch der aktuelle Premierminister Sunak auf Distanz zum 67-jährigen Sharp gegangen. Sharp war früher Vorgesetzter Sunaks bei der Investmentbank Goldman Sachs gewesen und später dessen Berater im Finanzministerium. Vor seiner Berufung zum BBC-Vorsitzenden hatte Sharp der Konservativen Partei von Sunak und Johnson große Summen gespendet. Der amtierende Premierminister hatte vor kurzem erklärt, es sei richtig, dass Sharps Ernennung durch Johnson erneut unabhängig geprüft werde.
Der Chairman der BBC wird vom Monarchen auf Vorschlag des Premierministers und der Kulturministerin ernannt. Der öffentlich-rechtliche Sender ist nicht am Auswahlprozess beteiligt.