Gegen Alkohol-Tourismus Acht Lokale auf Mallorca geschlossen
Seit Langem gibt es auf Mallorca Bemühungen, den Alkohol-Tourismus zurückzudrängen. Nun greifen die Behörden erstmals hart durch: Acht Lokale wurden - zumindest vorerst - geschlossen. Es soll nur ein Anfang sein.
Im ersten Moment klingt die Nachricht spektakulär, und auch das Regionalfernsehen der Balearen berichtet: In dieser Saison wird das sogenannte "Exzess-Gesetz" zum ersten Mal angewandt - und schon jetzt sind acht Kneipen, Restaurants oder Kioske vorläufig dicht. Aber: Es sind eben nur vorläufige Schließungen, ob die Betriebe dauerhaft geschlossen werden, wird sich erst nach weiteren Ermittlungen zeigen.
Und bisher ist eben auch nicht klar: Geht es um Kneipen, geht es um Restaurants oder nur um Kioske - oder eine Mischung? Tourismusminister Iago Negueruela hatte dem ARD-Studio Madrid schon vergangene Woche zwei der vorläufigen Schließungen bestätigt. Auch die Polizeikontrollen würden verstärkt, sagte er - nicht wegen Sicherheitsproblemen, sondern um Exzessen vorzubeugen.
Forderung nach Qualitäts- statt Sauftourismus
An der Playa de Palma rund um den "Ballermann" geht es jetzt um insgesamt vier Schließungen. Wo genau, wie die Vorwürfe konkret lauten, das wollen die Behörden im Moment nicht sagen: Datenschutz. Nur so viel: Es geht um Verstöße gegen Einschränkungen beim Alkoholverkauf oder -ausschank.
Die Regeln dafür hatte die Inselregierung schon kurz vor Beginn der Corona-Pandemie verschärft, was in den vergangenen zwei Jahren aber in der Praxis keine Rolle gespielt hatte. Verboten sind zum Beispiel "Flatrate Saufen" und Happy-Hour-Angebote. Läden dürfen ab 21:30 keinen Alkohol mehr verkaufen.
Manchen Restaurant- oder Hotelbesitzern an der Playa de Palma geht das nicht weit genug. Seit Jahrzehnten sei die Rede davon, dass Qualitätstourismus den Sauftourismus an der Playa de Palma zurückdrängen müsse, sagt Juan Ferrer, Chef einer privaten Initiative für Qualitätstourismus. Aber die öffentliche Hand investiere nicht genug: "Seit 25 Jahren ist das Pflaster an der Promenade nicht erneuert worden, seit sieben Jahren verspricht man uns neue Lampen. Aber es kommt nichts als Gerede und Klientelpolitik."
Veränderung nicht mehr zu stoppen
Fakt ist, dass der sogenannte Sauftourismus seit Jahrzehnten Thema ist und viele nervt. Auch deutschen Animateuren, die wie Klaus nur zur Saison auf die Insel kommen, ist das klar: "Die kommen hier hin, machen alles kaputt, fliegen dann nach einer Woche wieder nach Hause. Ich kann schon verstehen, dass das die Einheimischen nervt. Es wird nicht zugemacht, aber es wird sich verändern. Vielleicht kommen anstatt Diskos mehr Lokale, wo man essen kann - ich denke, es geht in diese Richtung."
Ein paar einzelne, punktuelle Schließungen sind aber erstmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein - das ist auch dem Tourismusminister Negueruela klar. Aber, sagt er: Ein Anfang sei gemacht. Bis zum Ende des Sommers werde es weitere Schließungen geben und Bußgelder - in der nächsten Saison weitere. Das Ganze sei eben ein langwieriger Veränderungsprozess, der aber nicht mehr stoppen werde.