Maßnahme gegen Massentourismus Amsterdam verbietet Kiffen in der Öffentlichkeit
Den Massentourismus bekämpfen und den Bewohnern mehr Lebensqualität zurückgeben - das ist das Ziel der Stadt Amsterdam. Dafür wurde nun ein Kiffverbot in den Straßen eingeführt. Die Reaktionen sind gemischt.
Die weißen Verbotsschilder hängen an jeder Straßenecke in der Amsterdamer Altstadt. Aber noch hat nicht jeder mitbekommen, dass das Kiffen in der Öffentlichkeit ab sofort nicht mehr erlaubt ist. Ein Tourist sagt im Vorbeigehen: "Echt wahr? Kiffen verboten? Und das in Amsterdam?"
Doch genau so hat es der Rat der Stadt mehrheitlich beschlossen. Das Verbot gilt im inneren Kern der City - rund um das Rotlichtviertel "De Wallen". Und zwar nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische.
Skepsis bei den Anwohnern
Ob das tatsächlich etwas bringt, da sind die Anwohner eher skeptisch. "Mich stört das nicht, dass sie hier kiffen", meint einer. "Wir sind es gewohnt. Wir wohnen in Amsterdam und wissen, dass die Luft hier schmutzig ist - durchs Kiffen, durchs Rauchen, durch den Verkehr. Und die Touristen gucken doch gar nicht auf die Schilder."
Doch es gibt auch andere Stimmen: "Wir finden es ausgezeichnet, dass das Kiffen verboten wird und die Rauchwolken nicht mehr durch unsere Wohnungen ziehen. So schlimm ist es nämlich. Aber es muss halt kontrolliert werden."
Alkoholverbot mit wenig Erfolg
Eine vorbeikommende Frau fragt sich jedoch, wie das Verbot umgesetzt werden soll: "Wie bitte willst du die Leute davon abbringen, zu kiffen?", fragt sie, "ernsthaft! Soll die Polizei hier herumlaufen und ihnen das verbieten? Niemals." Wer sich nicht an die neue Regel hält, wird zunächst nur verwarnt. Aber schon beim zweiten Mal droht ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro.
Oscar Coster, der in der Altstadt eine Kneipe betreibt, hält das für wenig praktikabel. Er verweist auf das seit Jahren geltende Verbot, auf offener Straße Alkohol zu trinken. Das sei auch eine gute Idee gewesen, um Touristen fernzuhalten und Lärm und Randale einzudämmen, sagt Coster, aber gebracht habe es wenig. "Das Alkoholverbot wird nicht kontrolliert. Hier hängen zwar überall Verbotsschilder, aber Ordnungshüter sehe ich hier nie", berichtet Coster. "Wie soll das mit dem Kiffen klappen? Ich wünsche ihnen viel Erfolg."
Coffeeshop-Betreiber sind "not amused"
Auch die Coffeeshop-Betreiber sind "not amused". Sie befürchten Umsatzeinbußen - obgleich in ihren Räumen und auch auf den Außenterrassen weiterhin gekifft werden darf. Das Verbot treffe die Falschen, findet Joachim Helms vom Verband der Cannabis-Händler. Für Ärger, Krach und Kriminalität auf Amsterdams Straßen würden nämlich nicht die Kiffer sorgen. "Das Klischee, wonach ein zufriedener Kiffer kein randalierender Kiffer ist, stimmt meiner Meinung nach", meint Helms. "Wichtiger wäre es, einzuschreiten, wenn sich jemand auf der Straße daneben benimmt. Wenn man das besser überwachen würde, wäre das ein Gewinn."
Für die Stadt ist das Kiffverbot nur eine Maßnahme von vielen, um den Massentourismus zu bekämpfen und den Bewohnern mehr Lebensqualität zurückzugeben. Kneipen müssen früher schließen als in der Vergangenheit, und der Sextourismus soll aus der Innenstadt verbannt und in einen Außenbezirk verlegt werden.
In Großbritannien hat Amsterdam außerdem eine Kampagne in den sozialen Medien gestartet. Darin sollen Party-Touristen und Junggesellenhorden mit abschreckenden Videoclips davon abgehalten werden, zum exzessiven Feiern nach Amsterdam zu reisen. "Stay away" lautet die Botschaft der kurzen Filme: "Bleibt weg aus Amsterdam!"