Narva in Estland Hat Russland Bojen aus einem Grenzfluss entfernt?
Zuletzt sorgten russische Pläne einer Grenzverschiebung in der Ostsee für Unruhe. Nun melden die Behörden in Estland: Aus einem Grenzfluss wurden mehrere Navigationsbojen entfernt - von russischen Beamten.
Sie sollen vor zehn Tagen platziert worden sein - nun sind sie verschwunden. Im Fluss Narva an der Grenze zwischen Estland und Russland wurden offenbar mehrere schwimmende Bojen zur Markierung von Schifffahrtsrouten entfernt.
Estland beschuldigt den Grenzschutz des Nachbarlandes. Russische Beamte sollen es gewesen sein, die in der Nacht zum Donnerstag 24 von 50 Bojen aus dem Wasser geholt hätten. Nun forderten die Behörden in Tallinn Russland zu einer Erklärung und zur Rückgabe der Bojen auf.
Steigende Spannungen
Der Fluss Narva markiert die östliche Außengrenze von EU und NATO. Die Vorwürfe kommen in einer Zeit der steigenden Spannungen zwischen Russland und dem Westen. Erst am Mittwoch hatte ein russisches Gesetzesprojekt zur möglichen Neubestimmung seiner Seegrenzen in der Ostsee für Verwirrung - und vor allem große Aufregung - gesorgt.
Die Aufstellung der Bojen in Narva waren - den Angaben aus Estland zufolge - bereits vor Jahren bilateral vereinbart worden. Doch seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine sei die russische Seite mit den Standorten von etwa der Hälfte der stets in der Schifffahrtssaison aufgestellten 250 Markierungen nicht einverstanden gewesen - darunter auch einige der nun entfernten Bojen.
"Weiterer Akt der Provokation"
Estlands Grenzschutz-Chef Egert Belitsev sprach von einem "weiteren Akt der Provokation seitens Russlands". "Wir sind davon überzeugt, dass sich die Bojen dort befanden, wo sie sein sollten", sagte er einem Bericht des estnischen Rundfunks zufolge. Dennoch habe der Grenzschutz das Entfernen der Bojen nicht aktiv verhindert, um die Situation nicht eskalieren zu lassen.
"Wir nutzen diplomatische Mittel, um mit solchen Situationen umzugehen", sagte er. Estlands Regierungschefin Kaja Kallas sprach von einem Grenzvorfall, dessen genaue Umstände aufgeklärt werden müssten. "Wir werden diesen Fall nüchtern und ausgewogen angehen und bei Bedarf mit Verbündeten kommunizieren. Wir sehen ein breiteres Muster, bei dem Russland versucht, mit seinem Vorgehen Angst zu säen", sagte sie.