Angebliche Beweise für US-Lieferungen Potemkinsche Waffen im Donbass?
Angeblich haben Separatisten im Donbass zurückgelassene US-Waffen entdeckt. Die Führung der selbsternannten "Volksrepublik Lugansk" präsentierte ein Video als Beweis. Dies lässt jedoch mehr Zweifel offen, als es ausräumen kann.
Es wäre eine Sensation: Beim Aufräumen der Trümmer am Flughafen Lugansk haben Arbeiter angeblich ein Depot mit Munition, Handfeuerwaffen und schweren Waffen - darunter auch solche aus US-Armeebeständen - entdeckt. Das berichtet das Nachrichtenportal "Sputnik Deutschland" des staatlichen russischen Medienunternehmens Rossija Sewodnja.
Spektakuläre Entdeckungsmission mit Kamerabegleitung
Unter anderem seien infrarotgelenkte Flugabwehr-Raketen vom Typ Stinger sichergestellt worden - mit Markierungen der US-Armee, sagte der Lugansker Staatsanwalt Leonid Tkatschenko. Diese wären ein Beweis dafür, dass die USA entgegen anderslautender Angaben tödliche Waffen in das Konfliktgebiet geliefert hätten. Auch die großen russischen Medien wie die "Prawda", die Nachrichtenagentur RIA Novosti und das Staatsfernsehen verbreiteten die Nachricht.
Auf der Webseite der Informationsagentur der selbsternannten "Volksrepublik Lugansk" ist ein Video der Aktion zu finden. Tatsächlich sind dort Behälter und Kisten mit Aufschriften der US-Armee zu sehen. Dass die Waffen erst jetzt gefunden worden seien, begründet Tkatschenko damit, dass der Eingang der verlassenen Baracke unter Trümmern verschüttet und mit Sprengfallen gesichert gewesen sei.
Plötzlich wird es dunkel
Inzwischen ist es in den russischen Medien jedoch eher ruhig um den angeblichen Skandal geworden. Das könnte daran liegen, dass es mit der Beweiskraft des Videos so eine Sache ist: Die Aufnahmen, zu Beginn noch hochauflösend und Farbe, wechseln bei der Entdeckung der angeblichen US-Militärgüter plötzlich in einen diffusen Schwarzweiß-Nachtsichtmodus. Nach dem Heraustragen werden die Waffen nur noch in Weitwinkelansicht gezeigt - Details sind so nur schwer zu erkennen.
So schreibt die US-Armee nicht
Trotzdem fallen einigen Dinge auf: So sind bei der Beschriftung der angeblichen Waffen und ihrer Verpackungen gleich mehrere Rechtschreibfehler zu finden. Die Stinger-Präzisionswaffen wirken zusammengebastelt und weisen zum Beispiel grobe Schweißnähte auf, die an echten Raketen nicht zu finden sind. Die Polsterung der Sprengkörper sieht ebenfalls eher unprofessionell aus.
Laut Staatsanwalt Tkatschenko ist die Identifizierung der Waffen "vorläufig". Sie würden jetzt weiter untersucht. Ob und gegebenenfalls welches endgültige Ergebnis veröffentlicht wird, dürfte spannend werden.