Europäische Kommission zur digitalen Wettbewerbsfähigkeit Die EU entdeckt die "Digital Natives"
Die Europäische Kommission hat heute Bericht über die digitale Wettbewerbsfähigkeit der EU vorgelegt. Darin geht es um die "digital gewieften" jungen Europäer zwischen 16 und 24 Jahren, aber auch um den Vergleich mit den USA und Asien und um die Stellung, die Deutschland im EU-Vergleich einnimmt.
Von Cai Rienäcker, SWR-Hörfunkstudio Brüssel
Es ist eine neue Generation von "digital gewieften" jungen Europäern, die schon bald auf den europäischen Märkten das Sagen haben wird, so EU-Kommissarin Viviane Reding. Die für Informationstechnologien zuständige Luxemburgerin hat die jungen Internetnutzer entdeckt und sieht in dieser Gruppe ein enormes Wirtschaftspotential, sagt Kommissionssprecher Martin Selmayr: "Wir nennen diese Generation auch die digital natives, diejenigen, die digital geboren sind. Sie haben von Anfang an, seit sie aktive Bürger oder Konsumenten sind, das Internet genutzt."
Die aktivsten Internetnutzer sind zwischen 16 und 24 Jahre alt. Mehr als 70 Prozent von ihnen nutzen regelmäßig fortgeschrittene Datendienste. Sie stellen Inhalte ins Netz, kommunizieren online und sind doppelt so aktiv im Internet wie der Durchschnitt. Sobald Europas digitale Generation voll in das Berufsleben eintrete, werde sie die Markttrends bestimmen, so die Europäische Kommission.
Deutschland nur im Herunterladen von Spielen führend
Deutschland befindet sich innerhalb der 27 EU-Staaten auf Rang neun bei der Breitbandversorgung. Nur in einem Bereich sind die deutschen Internetnutzer europäische Spitze, so Kommissionsprecher Selmayr: "Deutschland ist von den 27 EU-Mitgliedsstaaten das führende Land im Herunterladen von Computerspielen Es ist aber von den 27 Mitgliedsstaaten, was das Lesen von Online-Zeitungen und -Zeitschriften angeht, nur auf Rang 19."
In Europa gibt es auch noch ein Drittel der Bevölkerung, die das Internet noch nie benutzt hat. Trotzdem hat die Europäische Union ihre Wettbewerbsfähigkeit im Online-Bereich verbessert. "Europa ist weltweit Führer in Sachen schnelles Internet, hat die USA auf die Plätze verwiesen." Im Bezug auf Breitband-Internet, so der Bericht der EU-Kommission, stehe Europa an der Weltspitze.
Branchenvertreter sehen Wettbewerbsfähigkeit kritischer
Die Branche selbst sieht das etwas skeptischer, so auch Axel Pols vom deutschen Bundesverband Informationswirtschaft (Bitkom): "Europa hat ohne Zweifel aufgeholt, was den Breitbandbereich anbelangt. Nichtsdestotrotz besteht sicherlich kein Grund zur Selbstzufriedenheit. Also gerade, wenn man nach Asien guckt, da gibt es doch noch einige Länder, die noch vor Europa liegen, was die Breitbandversorgung anbelangt, auch mit schnellen Internetanschlüssen."
Besonderes Zukunftspotential sieht der Branchenverband Bitkom im Zusammenwachsen von Internet und Mobiltelefon. Aber auch hier hat Europa nach dem Bericht der EU-Kommission inzwischen eine gute Ausgangslage. In den 27 EU-Staaten gibt es bereits mehr Handys als Einwohner. Im krassen Gegensatz dazu stehen allerdings die Ausgaben für Forschung in diesem Bereich. Die Europäische Kommission stellt fest, dass bei der wissenschaftlichen Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien Europa weiter hinter den USA und Japan hinterherhinke.