Coronavirus Dänemark öffnet erste Kitas und Schulen
Ein bisschen Exit in Dänemark: Dort öffnen heute erste Kitas und Schulen bis zur 5. Klasse wieder. Doch es gibt strenge Auflagen - und viele offene Fragen, die nicht nur Eltern verwirren.
"Um Dänemark vorsichtig und kontrolliert öffnen zu können, müssen wir eine Gratwanderung wagen. Es gilt, pragmatisch, realistisch und verantwortungsvoll zu planen und zu handeln." Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte ihrem Land früh sehr strikte Maßnahmen gegen die Corona-Ausbreitung verordnet. Die zeigen Wirkung und das hat Folgen zunächst für junge Familien. Kitas, Kindergärten und Schulen bis Klasse Fünf können wieder öffnen.
Allerdings gibt es strenge Auflagen: Pro Kind soll es in Kitas sechs, in Schulen vier Quadratmeter Fläche geben, an Tischen sollen sie zwei Meter voneinander entfernt sitzen, draußen dürfen sie höchstens in Fünfergruppen zusammen sein. Sie dürfen kein Essen teilen, keine Süßigkeiten und müssen sich mindestens alle zwei Stunden die Hände waschen. Spielzeuge, Toiletten, Tische, Griffe und Schalter müssen zwei Mal am Tag gereinigt und desinfiziert werden.
Viele Einrichtungen überfordert
Das überfordert viele Einrichtungen und ist ein Grund dafür, dass nach einer Umfrage des dänischen Kommunalverbandes Kitas und Kindergärten zunächst in 52 von 83 befragten Kommunen geöffnet werden, Schulen in 46. Das entspricht also in etwa der Hälfte. Der Rest soll bis zum kommenden Montag wieder im eingeschränkten Betrieb sein. Im schwedischen Rundfunk meldete sich Elisabeth Skylare, die in Kopenhagen wohnt und eine Tochter hat, die ab heute wieder in die dritte Klasse geht:
Wir sind sehr froh, denn unsere Tochter sehnt sich nach ihren Freunden und der bekannten Routine. Ich habe absolut keinen Zweifel daran, dass es funktionieren wird. Die Kinder hatten schließlich vier, fünf Wochen Zeit zu lernen, die Hände zu waschen und Abstand zu halten.
Es gibt aber auch Bedenken. Vorschulen, die sonst Platz für 45 Kinder haben, dürfen nach den neuen Regeln nur noch 15 aufnehmen. Eltern unter anderem in Kopenhagen sind aufgerufen, zunächst einmal bei der Verwaltung nachzufragen, ob es überhaupt Platz gibt für ihre Kinder.
Zugleich versucht die Stadtverwaltung, zusätzlichen Platz für Tagesbetreuung unter anderem in Museen und unter freiem Himmel auf Spielplätzen zu schaffen. Alles nicht so einfach, zumal viele Eltern fürchten, dass ihre Arbeitgeber kein Verständnis dafür hätte, wenn sie die Kinder trotz wieder geöffneter Kitas und Schulen noch nicht "abgeben" und zur Arbeit kommen könnten.
Viel Verwirrung
Und noch ein Problem: Was ist mit Kindern, in deren Familien Risikopersonen oder Kranke leben? Erst hieß es, auch sie sollten in die Kita oder zur Schule gehen. Gestern wurde nach Elternprotesten dann entschieden, dass sie nach Rücksprache mit einem Arzt auch zu Hause bleiben können. Viele Dänen beruhigt das allerdings nicht wirklich. Vor allem nicht ältere wie diesen Mann in Kopenhagen, der auch mit dem bisschen Exit gerne noch ein bisschen länger gewartet hätte:
Ich glaube, es ist zu früh. Es ist natürlich gut, mit den jungen Menschen anzufangen, für die ist es auch gut. Aber für die Älteren wird das Risiko, sich anzustecken, dadurch wieder größer.