Staatliche Coronahilfen Premier League in der Kritik
In Großbritannien verhandeln Fußballprofis mit ihren Arbeitgebern über Gehaltsverzicht in der Coronakrise. Zuvor hatten Proficlubs Staatshilfen beantragt - zum Missfallen der Regierung.
Liverpool ist schon der fünfte Club der Premier League, der staatliche Unterstützung für seine einfachen Mitarbeiter haben will: Auch Newcastle, Bournemouth, Norwich und Tottenham gehören dazu. Die britische Regierung hatte vor zwei Wochen angeboten, dass sie 80 Prozent des Gehalts von Angestellten übernimmt, die in Corona-geschädigten Betrieben arbeiten, bis zu einer maximalen Höhe von umgerechnet rund 2800 Euro.
An Proficlubs der reichsten Liga der Welt hatte sie dabei allerdings eher nicht gedacht. Bevor die so etwas beantragen, sollten sie erst einmal Geld bei ihren Profis einsammeln, heißt es aus der Regierung. Verhandlungen zwischen der Premier League und der Spielergewerkschaft PFA über 30 Prozent Gehaltskürzung oder Stundung endeten am Wochenende allerdings ohne Ergebnis.
Die Gewerkschaft sagt: Wenn die Spieler 30 Prozent weniger Gehalt bekommen, dann zahlen sie 200 Millionen Pfund weniger Steuern. Das schade letztlich auch dem steuerfinanzierten britischen Gesundheitsdienst NHS.
Spieler verhandeln selbst mit ihren Clubs
Das wollen die Profis selbst nun allerdings wohl auch nicht so stehen lassen. Britischen Medienberichten zufolge haben mehrere Spieler inzwischen damit begonnen, selbst Verhandlungen mit ihren Clubs darüber zu führen, auf wie viel Gehalt sie verzichten und wem das zugute kommt. Eine vorschnelle Verurteilung werde den Spielern auch nicht gerecht, sagt Gary Lineker. "Sie tun viel im lokalen Umfeld ihrer Vereine und werden ganz bestimmt auch jetzt was tun wollen."
Gary Lineker ist vielfacher englischer Nationalspieler, ein Stürmer, der nie eine einzige gelbe oder rote Karte bekam, und er moderiert "Match of the day", die "Sportschau" der BBC am Samstag. Lineker wirbt für ein bisschen Geduld: "Die Spieler werden ihren Beitrag leisten wollen. Wir haben es aber auch mit vielen sehr, sehr jungen Spielern zu tun, sie sind noch Teenagern oder gerade mal Anfang 20", gibt Lineker zu bedenken. "Sie wissen nicht so richtig, wie sie sich verhalten sollen. Die brauchen ein bisschen Anleitung, was sie tun sollten."
Im Gespräch ist eine Stiftung
Die Spieler sagen: Wir wollen sicher sein, dass das Geld auch wirklich dorthin gelangt, wo es benötigt wird. Schon in der vergangenen Woche hat Liverpools Kapitän Jordan Henderson eine Initiative gestartet, die zu einer Stiftung führen soll.
In einer Video-Schalte mit allen 20 Mannschafts-Kapitänen der Premier League habe Henderson einmütige Unterstützung erhalten, heißt es. Auch einige Trainer und Geschäftsführer von Erstliga-Klubs haben freiwilligen Gehaltsverzicht angekündigt.