Neue Zählweise China meldet deutlich weniger Infizierte
Die Zahl neu Infizierter ist in China mit 394 Fällen auf den tiefsten Stand seit Wochen gefallen - nach mehr als 1700 Neuinfektionen vom Vortag. Eine erneut geänderte Zählweise sorgt allerdings für Verwirrung.
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in China nach offiziellen Angaben auf den tiefsten Stand seit Wochen gefallen. Der starke Rückgang geht allerdings wohl auf eine erneut geänderte Zählmethode der Behörden zurück, die für Verwirrung sorgt. Wie die Gesundheitskommission in Peking mitteilte, sank die Zahl neu bestätigter Infektionen auf 394, nachdem es am Vortag noch 1749 gewesen waren. Die Zahl neuer Todesopfer wurde mit 114 angegeben.
Coronavirus-Patienten in einem provisorischen Krankenhaus in Wuhan (China)
Wie aus einem Papier der Gesundheitskommission hervorging, sollen klinische Diagnosen nicht mehr als offiziell bestätigte Fälle in die Statistik einfließen. Die besonders betroffene Provinz Hubei, wo das Virus ursprünglich in der Millionenstadt Wuhan ausgebrochen war, hatte vergangene Woche damit begonnen, auch solche Diagnosen zu zählen, die auf einer Kombination von Faktoren wie etwa Lungenbildern und dem körperlichen Zustand beruhen. Nun sollen auch dort wieder nur Labortests maßgeblich sein, die aber laut Experten in der Vergangenheit auch offensichtliche Erkrankungen nicht immer gleich erkannt haben.
In Hubei gingen die neuen Infektionen im Vergleich zum Vortag von 1649 auf 349 zurück. Mehrere Städte meldeten auch negative Zahlen bei den neuen Infektionen, was mit der erneut angepassten Zählweise zusammenhängen dürfte.
Mehr als 74.500 Infizierte in China
Die Zahl der Coronavirusfälle liegt aktuell bei 74 576. Mehr als 80 Prozent der Infektionen in China und 95 Prozent der Todesfälle gehen auf Hubei zurück, wie aus Daten der nationalen Gesundheitskommission hervorgeht.
Am Mittwoch gingen Gesundheitsinspektoren in Schutzanzügen in Wuhan von Tür zu Tür, um zu prüfen, ob noch jemand Symptome der von dem Virus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 aufweist. In Hubei sind mehrere Städte mit einer Gesamtbevölkerung von mehr als 60 Millionen Menschen seit dem Chinesischen Neujahrsfest im Januar weitgehend abgeriegelt.
Wissenschaftler: Coronavirus könnte Langzeitkrankheit werden
Trotz der rückläufigen Zahlen warnte ein führender chinesischer Wissenschaftler davor, dass das Coronavirus zu einer etablierten Krankheit wie die Influenza-Grippe werden könnte. "Das neue Coronavirus könnte zu einer Langzeitkrankheit werde, die genau wie die Grippe mit dem Menschen koexistiert", sagte Wang Chen, Präsident der China Academy of Medical Science, im chinesischen Staatsfernsehen.
Außerhalb des chinesischen Festlands gibt es rund 1000 Infektionen, davon 16 in Deutschland.
"Diamond Princess": Erste Todesopfer
Unterdessen sind nach ihrer Evakuierung vom Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" zwei ältere Passagiere nach Angaben der japanischen Behörden am Coronavirus gestorben. Damit sind die beiden die ersten Todesopfer, die sich an Bord des Schiffs aufgehalten hatten, wie das Gesundheitsministerium mitteilte.
Die im Hafen von Yokohama liegende "Diamond Princess" war zwei Wochen lang unter Quarantäne gehalten worden, am Mittwoch durften die ersten Passagiere, die negativ auf das Virus getestet wurden, das Schiff verlassen. Mehr als 600 der Menschen an Bord wurden positiv auf den Erreger getestet. Nirgendwo außerhalb des chinesischen Kernlands - wo der Ausbruch seinen Ursprung hat - sind bisher mehr Infektionen gezählt worden.
Großer Medienrummel: Journalisten befragen die Passagiere der "Diamond Princess", die nun aus der Quarantäne entlassen sind.
"Westerdam"-Passagiere wohl vor Heimreise
Die noch in Kambodscha verbliebenen Passagieren des Kreuzfahrtschiffs "Westerdam" konnten sich derweil auf die Heimreise vorbereiten. 440 Passagiere sollten demnach nach Hause fliegen, wenn alles nach Plan läuft - viele davon mit einem Charterflug über Istanbul. Zuvor waren nach Angaben der Reederei Holland America Line keine weiteren Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden. Die 781 Reisenden seien negativ getestet worden, teilte die Holland America Line unter Berufung auf das Gesundheitsministerium mit.
Mehrere asiatische Länder hatten dem Kreuzfahrtschiff aus Sorge vor einer möglichen Einschleppung des Virus Sars-CoV-2 das Anlegen untersagt, obwohl keine Fälle an Bord bekannt waren. Erst Kambodscha ließ das Schiff schließlich anlegen. Bei einer US-Passagierin der "Westerdam" wurde dann am Wochenende bei der Weiterreise in Malaysia überraschend eine Infektion festgestellt. Da waren viele der rund 2300 Menschen an Bord bereits an Land gegangen. Das Ausschiffen wurde gestoppt.
Südkorea: Deutlicher Anstieg der Infektionen
Inzwischen meldet Südkorea ein deutlichen Anstieg der Coronavirus-Infizierten. Die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention meldeten 31 neue Fälle. Dadurch erhöhte sich in dem ostasiatischen Land die Zahl der bisher bestätigten Infektionen mit dem Erreger der in China ausgebrochenen Lungenkrankheit Covid-19 auf 82.
Allein in dieser Woche kamen damit über 50 Fälle dazu. Von den neuen Fällen steckten sich den Angaben zufolge vermutlich weitere 23 Menschen bei einer Patientin in der südöstlichen Stadt Daegu an. Es wird angenommen, dass bisher 40 positiv auf Sars-CoV-2 getestete Personen mit der Frau in Kontakt gekommen sind, als sie in Daegu einen Gottesdienst einer christlichen Sekte besuchten. Es war zunächst unklar, wie sich die Frau infiziert hat.