Corona-Statistik China verspricht mehr Zahlen
Chinas Coronavirus-Statistiken fallen ungewöhnlich gut aus. Doch an ihnen gibt es massive Zweifel. Nun steuert die Gesundheitskommission bei und will in Zukunft umfangreichere Statistiken veröffentlichen.
Angesichts der Zweifel an den offiziellen Daten zu Corona-Infektionen in China haben die Behörden Änderungen zugesagt. Ab dem 1. April sollten auch die Zahlen von Infizierten ohne Krankheitssymptome veröffentlicht werden, teilte die Nationale Gesundheitskommission mit.
Diese würden dann auch zentral für 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Derzeit stünden 1541 Menschen unter Beobachtung, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, aber keine Symptome zeigen.
Wie hoch ist die Dunkelziffer?
Nach den offiziellen Zahlen sind bislang 3305 Menschen in China dem Virus zum Opfer gefallen. Insgesamt wurden auf dem chinesischen Festland 81.518 Infizierte registriert, von denen sich bislang mehr als 76.000 wieder erholt haben. In Staaten mit deutlich weniger Einwohnern - den USA, Italien und Spanien - werden höhere Fallzahlen genannt. Auch die Zahl der Menschen, die an der Lungenerkrankung Covid19 gestorben sind, liegt dort höher als in China.
Allerdings machen Chinas Behörden keine Angaben dazu, wie viele Menschen täglich getestet werden. Für Zweifel sorgt auch, dass China die Zählweise schon in den vergangenen Monaten mehrfach geändert hatte.
Probleme mit Tests in Wuhan
In den vom Staat kontrollierten Medien wird die Frage nach der Glaubwürdigkeit der offiziellen Infektionszahlen nicht thematisiert. In Chinas Social-Media-Netzwerken gibt es allerdings durchaus kritische Stimmen zu den außergewöhnlich guten Coronavirus-Statistiken.
In einem Eintrag auf einer Internet-Plattform vom 12. März etwa hatte ein Einwohner aus Yueyang erklärt, es habe mehrere Neu-Infizierte in der Stadt gegeben, auf der offiziellen Liste stehe aber die Zahl null. Die örtliche Regierung hatte daraufhin erklärt, es seien tatsächlich fünf Personen positiv getestet worden. Da sie aber keine Symptome gehabt hätten, seien die Behörden auch nicht verpflichtet gewesen, dies öffentlich mitzuteilen.
Zweifel gibt es zudem in der Stadt Wuhan, in der die Pandemie ihren Ausgang nahm. Dort sagten Bewohner und medizinisches Personal der Nachrichtenagentur Reuters, es habe in einigen Kliniken Probleme mit den Tests gegeben. Das habe bedeutet, dass einige Infizierte nicht registriert und nicht in die Statistik einbezogen worden seien.
"Falsche Zahlen wären nicht neu"
Skepsis sei angebracht im Bezug auf die Zahlen der chinesischen Führung, sagt Adam Ni, Direktor des China Policy Centers, einer nichtstaatlichen Organisation in der australischen Hauptstadt Canberra. Dass Chinas Behörden falsche Zahlen veröffentlichen, sei nicht neu.
"Die Führung in Peking hat das immer wieder gemacht, etwa bei Zahlen zur Luftverschmutzung und auch beim Wirtschaftswachstum." Deshalb solle man bei Statistiken des chinesischen Staats generell skeptisch sein: "Vor allem, wenn es um sensible Themen geht, bei denen es die Kommunistische Partei für geboten hält, Daten zu manipulieren."
Mit Informationen von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai